Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kirche verteidigt Verhandlungserfolg

Kult und Basilika im „Tal der Gefallenen“ bleiben erhalten

Der Kompromiss im Umgestaltungsprozess wurde in Abstimmung zwischen der spanischen Regierung, dem Vatikan und der Bischofskonferenz erzielt, erklärte der Sprecher der Bischöfe.
Blick auf das Valle de los Caidos oder Tal der Gefallenen
Foto: IMAGO/imageBROKER/jjfarquitectos (www.imago-images.de) | Die Gedenkstätte im "Valle de los Caidos", die ursprünglich der Versöhnung der Gefallenen beider Seiten des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) dienen sollte, wird künftig in ein säkulares Erinnerungs- und ...

Die Umgestaltung des sogenannten „Tals der Gefallenen“ ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen zwischen der spanischen Zentralregierung und der Spanischen Bischofskonferenz. Die von Diktator Francisco Franco errichtete Gedenkstätte, die ursprünglich der Versöhnung der Gefallenen beider Seiten des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) dienen sollte, wird künftig in ein säkulares Erinnerungs- und Bildungszentrum umgewandelt.

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Der Generalsekretär und Sprecher der Bischofskonferenz, Bischof Francisco César García Magán, bestätigte, dass innerhalb der Bischofskonferenz „vollständige und einstimmige Zustimmung“ zur bisherigen Zusammenarbeit mit der Regierung herrschte – ohne abweichende Meinungen.

Zentrale Elemente des katholischen Kultes bleiben bewahrt

An den Gesprächen nahmen neben dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Argüello, auch der Erzbischof von Madrid, Kardinal José Cobo, sowie der Apostolische Nuntius teil. Zudem wurden die Benediktinermönche der Abtei, die die Basilika im Tal betreuen, in den Dialog einbezogen. „Kardinal Cobo hat sich mehrfach mit den Mönchen getroffen, und sie haben ebenfalls zugestimmt“, so García Magán.

Die Kirche habe in den Verhandlungen erreicht, dass zentrale Elemente des katholischen Kultes bewahrt bleiben: die Basilika, die Benediktinergemeinschaft und das monumentale Kreuz. Ursprünglich hatte die Regierung den vollständigen Rückzug der Mönche sowie die Entweihung der Basilika angestrebt. Stattdessen soll die Basilika weiterhin „ein Ort des Gebets für Frieden, Versöhnung und für alle Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs“ bleiben. García Magán räumte jedoch ein, dass die Einzelheiten dazu in einer „gesonderten Vereinbarung konkretisiert werden müssen, die noch nicht vorliegt“.

Die Regierung wird 31 Millionen Euro in die Umgestaltung des Areals investieren, das künftig im Rahmen des „Gesetzes über die demokratische Erinnerung“ zur historischen Aufarbeitung beitragen soll. Geplant sind landschaftliche und künstlerische Umgestaltungen, der Bau eines Interpretationszentrums sowie die museale Aufbereitung der Geschichte. Die Basilika selbst bleibt für Gottesdienste erhalten – Hauptaltar und Kirchenbänke sollen unangetastet bleiben.

Abberufung des Priors sorgte für Aufsehen

Für Aufsehen sorgte Ende März die Absetzung des bisherigen Priors Santiago Cantera, der 2019 vehement gegen die Exhumierung Francos opponiert hatte. Beobachter werten seine Abberufung als eine Bedingung für die Verhandlungen zwischen Regierung, Erzbistum Madrid und Vatikan. 

Nach Canteras Absetzung und der Bekanntgabe der Umdeutung der Gedenkstätte kam es zu scharfer Kritik an der Bischofskonferenz. In sozialen Netzwerken wurde den Bischöfen vorgeworfen, die spanischen Katholiken verraten zu haben. Es kursierten Aufrufe, künftig auf die finanzielle Unterstützung der Kirche bei der Steuererklärung zu verzichten. Auch vor der Zentrale der Bischofskonferenz protestierten Demonstranten gegen die vermeintliche „Mittäterschaft“ an der Umgestaltung des „Tals der Gefallenen“.

In der Pressekonferenz ging der Generalsekretär auch auf die Proteste ein. García Magán verteidigte die Rolle der Kirche. Sie habe sich gegen zentrale Forderungen der Regierung zur Wehr gesetzt, die das Kreuz abreißen, die Mönche vertreiben und sämtliche katholischen Spuren beseitigen wollte. Letztlich sei es der Kirche gelungen, das religiöse Erbe des Ortes zu sichern.

Bischof von Orihuela-Alicante kritisiert spanische Regierung

Inzwischen hat sich in der Debatte Bischof José Ignacio Munilla von Orihuela-Alicante zu Wort gemeldet. Beim katholischen Radiosender „Radio María“ kritisierte er scharf das Vorgehen der spanischen Regierung. Munilla warf ihr vor, vertrauliche Inhalte der Gespräche mit der Bischofskonferenz an die Öffentlichkeit durchgestochen zu haben. Ziel sei es gewesen, so der Bischof, „die öffentliche Meinung abzulenken und ihre Niederlage in einen Sieg umzudeuten“. Denn die Regierung habe ihre ursprünglichen Forderungen – die Entweihung der Basilika, die Ausweisung der Mönche und die Entfernung religiöser Symbole – letztlich nicht durchsetzen können.

Gleichzeitig bedauerte Munilla, dass die Indiskretionen der Regierung dennoch Schaden angerichtet hätten, insbesondere innerhalb der katholischen Kirche selbst. So habe die Regierung „einige Katholiken dazu gebracht, nicht vor dem Regierungssitz, sondern vor den Türen der Kirche zu demonstrieren – gegen die Bischofskonferenz, den Heiligen Stuhl oder den Kardinalstaatssekretär“. Dies habe die Einheit der Gläubigen beschädigt.

Der Bischof erinnerte zudem daran, dass das Tal der Gefallenen staatliches Eigentum sei. „Die Regierung könnte es einseitig schließen, wenn sie wollte“, stellte Munilla klar. Dass sie dennoch den Eindruck erweckt habe, dafür das Einverständnis der Kirche zu benötigen, bezeichnete er als „Manipulation“. In Wahrheit habe die Regierung in den Verhandlungen nachgeben müssen, „weil die Kirche standhaft geblieben ist und deutlich gemacht hat: Wir werden in dieser Sache nicht nachgeben“.

Besonders würdigte Munilla den abgesetzten Prior Santiago Cantera. Dessen Entscheidung, freiwillig Platz für einen Nachfolger zu machen, um die Heiligkeit der Basilika und die Präsenz der Mönche zu bewahren, sei „ein echtes Zeugnis des Glaubens“. Munilla nannte das Verhalten Canteras „wunderbar, kraftvoll und vom Licht der Gnade Gottes erleuchtet“.

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