Für den ehemaligen anglikanischen Bischof Michael Nazir-Ali, der jüngst zum katholischen Glauben konvertierte, ist der emeritierte Papst Benedikt XVI.ein Vorbild, das ihn bei seiner Konversion begleitet habe. „Ich beschäftige mich mit ihm seit ungefähr 1993“, so Nazir-Ali im Gespräch mit der Tagespost. „Seine Beschäftigung mit der Bibel, mit Jesus selbst, ist sehr originell, und versucht, hinter Spaltungen zurückzugreifen, die unter Christen üblich waren.“
Christliches Weltbild ist das vernünftigste
Die Hauptsache sei für ihn jedoch, dass Benedikt die Situation im Westen verstehe, wo die kulturelle Situation eine große Herausforderung für die Kirche darstelle. „Ich glaube – und das dürfte Benedikt auch so sehen –, dass das christliche Weltbild das vernünftigste ist.“ Es werde im Westen jedoch „nicht fair angehört“ und durch Aktivisten und ihre Slogans ersetzt. Nazir-Ali wörtlich: „An Benedikt schätze ich vor allem seine Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und Vernunft des Christentums im Westen.“
Bei der Ökumene besteht der gebürtige Pakistani Nazir-Ali, der Mitglied der internationalen Kommission für die anglikanische und römisch-katholische Kirche war, darauf, dass „die harten Fragen“ offen angesprochen werden: „Ich glaube nicht an eine Küsschen-Küsschen-Ökumene, bei der sich alle gegenseitig auf den Rücken klopfen.“ Das Ordinariat unserer Lieben Frau von Welsingham, gegründet von Benedikt XVI. für anglikanische Konvertiten, sehe er als Beispiel für Ökumene innerhalb der Kirche. Er hoffe, die spirituellen Güter der anglikanischen Kirche so in der Kirche einbringen zu können.
Nazir-Ali war im September 2021 in das von Benedikt gegründete Ordinariat „Unsere Liebe Frau von Welsingham“ eingetreten, und im Oktober 2021 zum katholischen Priester geweiht worden. DT/sjd
Wer hat Nazir-Ali außer dem emeritierten Papst noch geprägt? Welche Herausforderungen sieht er für die Katholiken des lateinischen Ritus? Die Antworten erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.