Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Vorwurf zweifelhafter Finanzaktionen

Kardinal Müller: „Kein Cent ging verloren“

Der frühere Regensburger Bischof weist gegenüber der "Tagespost" Vorwürfe finanzieller Unregelmäßigkeiten in seiner Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation zurück.
Kardinal Müller: „Wie in billiger Enthüllungsliteratur" werde ein Finanzskandal konstruiert
Foto: Harald Oppitz (KNA) | „Wie in billiger Enthüllungsliteratur" werde ein Finanzskandal konstruiert, da sich manche fragten, weshalb er nach fünf Jahren nicht wieder als Präfekt der Glaubenskongregation bestätigt wurde, so Müller.

Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, hat Vorwürfe, er habe während seiner Amtszeit zweifelhafte Finanzaktionen zu Lasten der Kongregation getätigt, zurückgewiesen.

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Gegenüber dieser Zeitung erklärte Müller, da sich manche offenbar oft mit der Frage konfrontiert sähen, weshalb der von Papst Benedikt XVI. zum Leiter der Glaubenskongregation berufene frühere Münchner Theologieprofessor und Bischof von Regensburg nach fünf Jahren nicht wieder in seinem Amt bestätigt wurde, werde „wie in billiger Enthüllungsliteratur ein Finanzskandal konstruiert“.

Unklare Geldüberweisungen auf Müllers Privatkonto?

Dem US-Nachrichtenportal „The Pillar“ zufolge hatten mehrere Quellen im Vatikan unabhängig voneinander erklärt, dass Müller im Sommer 2017 nicht im Amt verlängert worden sei, nachdem bei einer Untersuchung finanzielle Unregelmäßigkeiten entdeckt worden seien. So hätten sich in den Büros der Glaubenskongregation (heute: Dikasterium für die Glaubenslehre) große Summen Bargeld gefunden und es habe unklare Geldüberweisungen auf das Privatkonto des Kardinals gegeben. Mehr als 200.000 Euro, die eigentlich für das Bankkonto der Kongregation bestimmt gewesen seien, hätten sich auf Müllers Konto gefunden.

Die einschlägige Untersuchung ist den Angaben zufolge vom Wirtschaftssekretariat unter dem verstorbenen Kardinal George Pell durchgeführt worden. Papst Franziskus habe daraufhin Kardinal Müller aufgefordert, das Geld von seinem Privatkonto zurückzuüberweisen. 

Ungewöhnlich viel Bargeld aufbewahrt

Kardinal Müller erklärte gegenüber dieser Zeitung, man hätte sich „das Wiederaufrühren eines längst geklärten Vorgangs sparen können, wenn man wie schon Kardinal Pell feststellen musste, dass der Kongregation unter dem Strich kein einziger Cent verlorenging“. Er habe als Präfekt durch Fundraising wertvolle neue Möbel für die Kongregation beschaffen lassen. Der baufällige Sitzungstisch der Kongregation sei mit Zustimmung der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA) fachgerecht entfernt worden.

Müller bestätigte, dass der langjährige Ökonom Geld „zwischen den einzelnen Konten der Kongregation hin und her pendelnd gebucht und zwar nicht illegal, aber ungewöhnlich viel Bargeld aufbewahrt habe“. Der Mitarbeiter habe aber „nicht das Geringste“ vom Eigentum der Kongregation verloren gehen lassen.

Dass Kardinal Pell Zweifel an Müllers Amtsführung hatte, dürfte indes unwahrscheinlich sein. Der langjährige Sekretär Kardinal Pells und Rektor des Domus Australia in Rom, Joseph Hamilton, erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, Pell habe Kardinal Müller hochgeschätzt und von Müller stets nur mit größter Hochachtung gesprochen.  DT/reg

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