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Jesus kennenlernen

Ein neuer Onlinekurs zur Evangelisierung von Christen und solchen, die es werden wollen, setzt bei der Person Jesu an. Ein gelungenes Beispiel für Mission im digitalen Raum aus Frankreich.
Jesus-Parcours
Foto: Screenshot | In einem hellen Studio beantwortet Biblistik-Dozentin Agnès de Lamarzelle (rechts) in Form von siebenminütigen Videos die Fragen der Moderatorin Sybille Montagne. Foto: Screenshot

Ich bin Christin, praktiziere aber schon lange nicht mehr. Jetzt möchte ich mich wieder auf den Weg machen. Mal sehen, wohin mich das führt!“ „Hallo, ich bin 84 Jahre alt. Es ist wohl an der Zeit, dass ich mich für Jesus interessiere.“ „Ich bin nicht getauft, aber trotzdem sehr gläubig. Ich bewundere die Botschaften und Werke der christlichen Frauen und Männer im Laufe der Geschichte und bin gespannt auf mehr.“ „Ich bin 35, wurde an Ostern getauft und bin hier, um unseren Herrn mehr lieben zu lernen.“ „Ich bin Muslima. Wie kann ich mich bekehren?“ Ein Blick in das Online-Forum zeigt, dass der französischsprachige Onlinekurs „Jesus kennenlernen“ einen Nerv getroffen hat. Über 15.000 Personen haben sich für das siebenwöchige Programm angemeldet, das seit Anfang Oktober freigeschaltet ist. Unter ihnen befinden sich nicht nur junge Konvertiten und Menschen auf der Suche, sondern auch Katecheten und Großeltern, die um die Weitergabe des Glaubens ringen.

Für Glaubensferne und gläubige Christen

Anhand von Videos und Texten lernen die Teilnehmer über sieben Wochen hinweg Jesus Christus besser kennen und vertiefen einzelne Aspekte des Gottmenschen. Wer ist Jesus? – steht als Frage über den ersten drei Sitzungen, die Christus als Sohn Gottes, Erlöser und Herrn vorstellen. Jesus, der heilt, verzeiht und befreit, der lehrt, beruft und aussendet, steht im Mittelpunkt der nächsten drei Sitzungen. Die letzte Woche ruft die Teilnehmer zu einer Entscheidung auf, welchen Platz sie Jesus in ihrem eigenen Leben geben möchten. Der Kurs beginnt mit einem Blick auf den historischen Jesus. Hier steht der Historiker Jean-Christian Petitfils der jungen Moderatorin Rede und Antwort und gibt einen Überblick über christliche, jüdische und römische Quellen und Dokumente, die die Authentizität der historischen Figur bezeugen.

Die pädagogische Leitung des Kurses liegt bei Jean-Philippe Nault, Bischof von Nizza, und Agnès de Lamarzelle. Die geweihte Jungfrau unterrichtet Biblistik am Pariser „Collège des Bernardins“, einer kirchlichen Bildungseinrichtung auf Universitätsniveau. „Ich glaube, dass dieser Kurs eine echte Auswirkung auf das Leben der Teilnehmer haben kann“, teilt sie der „Tagespost“ ihre Motivation mit. Dabei sei das Format keine geringe Herausforderung: „Für eine Professorin ist das schon etwas, sich auf siebenminütige Videos begrenzen zu müssen“, lacht die Dozentin. „Aber es ist tatsächlich möglich, in sieben Minuten auf das Wesentliche einzugehen.“ Es sei heute auch für viele praktizierende Gläubige nicht mehr selbstverständlich, Jesus wirklich als wahren Gott und wahren Menschen zu verstehen. Deshalb eigne sich der Kurs nicht nur für Glaubensferne, sondern auch für praktizierende Katholiken, die den eigenen Glauben vertiefen möchten. „Von Jesus sprechen zu hören, seinem Wort zuzuhören, das ist immer eine Gelegenheit für den Heiligen Geist, uns mit neuen Einsichten zu erleuchten“, ist die Angehörige der Gemeinschaft Emmanuel überzeugt.

Mehr als nur Wissen

Der Kurs möchte nicht nur Wissen vermitteln, sondern in eine persönliche Beziehung mit Christus hineinführen. Neben theologischen Kurzvideos, weiterführenden Texten, Übungen und einem wöchentlichen Quiz sind daher auch thematisch abgestimmte Gebete mit im Programm. Darüber hinaus treten Personen in Erscheinung, die ein persönliches Glaubenszeugnis geben. Zu ihnen gehört auch der Schauspieler Mehdi Djaadi. Der ehemalige Muslim ist vor einigen Jahren zum katholischen Glauben konvertiert und tritt in Pariser Theatern auf. Für den Onlinekurs erzählt er, wie er als straffällig gewordener Jugendlicher zufällig in eine evangelikale Veranstaltung gestolpert war. Seit diesem ersten Kontakt mit dem Christentum las er regelmäßig die Bibel, brauchte aber noch Jahre, bis sein Weg ihn in die Katholische Kirche geführt hat. Christus in seinem Herzen zu tragen bedeute für ihn Friede und überströmende Freude.

Getragen wird der Onlinekurs von vier katholischen Medien, darunter die Wochenzeitschrift „Famille Chrétienne“ und das achtsprachige Onlineportal „Aleteia“. Zur Begleitung kann ein Kursheft bestellt werden, in denen die weiterführenden Texte und Übungen abgedruckt sind. Das hochwertig in Farbe gedruckte Heft enthält außerdem mehrere Christusbilder im A5-Format aus der europäischen Kunstgeschichte, die sich als Begleitung für Gebet und Betrachtung eignen. Das Online-Forum wird rege genutzt und wird von einer Moderatorin betreut, die dafür sorgt, dass aufkommende Fragen im Laufe des Kurses von den Referenten aufgegriffen und angesprochen werden.

Christus mit Kopf und Herz erkennen

Wie hilft man Menschen, die nicht glauben, aber glauben wollen? Das ist eine Frage, die Agnès de Lamarzelle ständig bewegt. „Mir scheinen dabei drei grundlegende Haltungen wichtig: zuhören, sehnen, Zeugnis geben.“ Zuhören bedeute, zunächst zu verstehen, was das Gegenüber sucht und bewegt. Jeder Mensch habe in seinem Herzen tiefe Sehnsüchte, auf die nur Christus die Antwort habe. In einem zweiten Schritt sei es wichtig, für die Person zu ersehnen, dass sie Christus begegne. „Das hat nichts zu tun mit der eisigen Gleichgültigkeit, mit der man heute jeden Glauben für gleichwertig hält. Im Gegenteil, ich muss mir von Herzen wünschen, dass mein Gegenüber den kennenlernt, der mein Leben von Grund auf verändert hat“, so Lamarzelle. „Zeugnis geben heißt dann, meinem Gesprächspartner mitzuteilen, wie Jesus auf die tiefen Bedürfnisse meines Herzens antwortet und wer er ist, dass er das tun kann.“

Ein reines Onlineprogramm stößt auf Grenzen, wenn nicht nur um Informationsvermittlung, sondern um den Beginn einer Gottesbeziehung geht. „Genau deswegen ermutigen wir die Teilnehmer dazu, dem Programm zu zweit oder als Gruppe zu folgen. Das hilft auch jedem, bis zum Ende dabei zu sein“, betont Agnès de Lamarzelle. „Das Wissen, um das es hier geht, ist nicht nur intellektuell. Kennen und Lieben sind in unserem Glauben eins. Denn das Objekt unserer Erkenntnis ist eine Liebe, die uns in ihre Bewegung hineinziehen möchte, damit wir lernen, wie sie und mit ihr bis zuletzt zu lieben“, schließt die Dozentin.

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Kirche