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Feministin lobt Benedikt XVI.

Die Gründerin der Frauen-Beilage des „Osservatore Romano“ würdigt den emeritierten Papst für seinen Umgang mit Frauen in der Kirche.
Lucetta Scaraffia
Foto: Domenico Stinellis (AP) | Lucetta Scaraffia, ehemalige Chefredakteurin von "Women Church World", einer monatlichen Zeitschrift, die zusammen mit der vatikanischen Zeitung L'Osservatore Romano verteilt wird, in ihrem Haus in Rom.

„Mit einzigartigem Respekt und Aufmerksamkeit“ habe Papst Benedikt XVI. Frauen in kirchlichen Kontexten behandelt: Die italienische Journalistin und Kirchenhistorikerin Lucetta Scaraffia würdigt in einem Gastbeitrag für das französische Magazin „La Vie“ den verstorbenen Benedikt XVI. als Papst, der im Umgang mit Frauen positiv aus dem Kontext der römischen Kurie hervorstach.

Lucetta Scaraffia ist Gründerin der Frauen-Beilage „Donne, Chiesa, Mondo“ (Frauen, Kirche, Welt) der vatikanischen Tageszeitung „L’Osservatore Romano“. Das 2012 gegründete Frauenmagazin publiziert Texte zu Theologie und Spiritualität sowie zur Rolle der Frau in Kirche und Welt. Für Zurückhaltung gegenüber Missständen in der Kurie ist die katholische Feministin Scaraffia nicht bekannt: 2018 veröffentlichte sie einen Artikel über die Ausbeutung von Ordensschwestern im kirchlichen Dienst, 2019 schrieb sie über von Priestern vergewaltigte Ordensschwestern.

In ihrem Gastbeitrag erzählt Scaraffia, wie sie Papst Benedikt persönlich um Erlaubnis für die Gründung des vatikanischen Frauenmagazins gebeten habe. „Er sagte ohne zu zögern zu und sagte, er sei neugierig darauf, was wir schreiben würden“, erinnert sie sich. „Ja, dieser als konservativ geltende Papst behandelte Frauen mit einem Respekt und einer Aufmerksamkeit, die in der Kurie fast einzigartig sind, und offenbarte durch seine Entscheidungen, dass er in der Lage war, revolutionäre Veränderungen einzuleiten“, so Scaraffia wörtlich. 

Als emblematisch für seinen beispielhaften Umgang mit Frauen gilt für Lucetta Scaraffia die Erhebung Hildegards von Bingen zur Kirchenlehrerin. Während die kirchliche Hierarchie die mittelalterliche Äbtissin bis dato misstrauisch beäugt hätte, habe Papst Benedikt ihr, die niemals heiliggesprochen worden war, eine unvergleichlich wichtige Rolle zugedacht. Die Erhebung Hildegards zur Kirchenlehrerin bezeichnet Scaraffia als „überraschende und antikonformistische“ Entscheidung Benedikts. Denn Hildegard habe „sich in das politische Leben ihrer Zeit eingemischt und die Päpste zu Reformen angeregt, auch wenn dies bedeutete, sie hart zu kritisieren“. Dies habe sie gekonnt, weil „der Heilige Geist durch sie – eine Frau – gerade deshalb sprach, weil die von Männern geführte Kirche ihr Wesen und ihre Mission in vielerlei Hinsicht verraten hatte“, erklärt Scaraffia die Bedeutung Hildegards.

Die italienische Journalistin erinnert in diesem Zusammenhang an die Katechesereihe Benedikts XVI. von 2010 über große Frauengestalten der Kirchengeschichte: „Auch dies ist ein Novum: Noch nie zuvor hat ein Pontifex Frauenfiguren einen so hohen Stellenwert eingeräumt und damit ihre Bedeutung in der Kirchengeschichte anerkannt“, so Scaraffia wörtlich.  DT/fha

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