Der polnische Erzbischof Stanisław Gądecki hält ein Verbot der Kinderbeichte für unsinnig. Dies berichtet das Portal „misyjne.pl“. Hintergrund für die Aussage des 75-jährigen Erzbischofs von Posen ist eine auf der Webseite „avaaz.org“ veröffentlichte Petition mit über 13.000 Unterschriften, die dem polnischen Sejm vorgelegt wurde. Gemäß dem Initiator der Petition, dem Aktivisten und Schauspieler Rafał Betlejewski, sei die Beichte eine traumatisches Ereignis, das von Kindern abgelehnt werde. Im Beichtstuhl säßen zölibatäre Männer, die nicht über die entsprechende psychologische Vorbereitung verfügten.
Gądecki, der von 2014 bis 2024 Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz war, äußerte sein Unverständnis für die Forderung eines Verbotes der Beichte für Kinder mit dem Verweis darauf, dass die Beichte bereits seit fast 2000 Jahren im christlichen Kulturkreis existiere. Zudem wies der Erzbischof darauf hin, dass zur Zeit des Stalinismus ebenfalls Kinder erst im Alter von 18 Jahren getauft und folglich erst danach das Sakrament der Beichte in Anspruch nehmen konnten.
Kritik an der Petition brachte nicht nur der Posener Erzbischof hervor. Ebenfalls wies das polnische Ordo Iuris Institut darauf hin, dass die staatliche Kontrolle der Religions- und Gewissenssphäre ein Charakteristikum totalitärer Systeme sei.
Ein weiterer von Gądecki hervorgebrachter Kritikpunkt ist, dass der Autor der Petition nicht berücksichtige, dass Kinder von Geburt an geformt werden müssen. Jedes Sakrament bilde den Menschen schichtweise heran. Man könne einem Kind nicht vermitteln, es beginne erst mit 18 Jahren zu lernen. Laut dem Erzbischof benötigen Kinder in jeder Phase ihrer Entwicklung eine Ausbildung in der Wahrheit. (DT/jna)
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