Pfarrer Jörg Meyrer von Bad-Neuenahr-Ahrweiler hat ein Jahr nach der Flut seine Erlebnisse in einem Buch verarbeitet. Im Gespräch mit der Tagespost erinnert er sich an die Nacht, in der das Wasser den Ort überflutete und er mit einem syrischen Mitbewohner versuchte, das Pfarrhaus noch ein wenig zu schützen und die Türen abzudichten. „Ich habe es als laute, stinkende und vor allem dunkle Nacht in Erinnerung, - die Flut habe ich mehr gehört als gesehen.“
Alles ungewiss
Vieles sei vollständig zerstört, die Menschen seien immer noch dabei, Normalität wieder herzustellen, bilanziert er heute. Das werde in etlichen Bereichen Jahre dauern. In seinem Sprengel gebe es 22 geflutete Gebäude, darunter drei Pfarrkirchen, zwei Kapellen, drei Kindergärten, zwei Pfarrhäuser. Die ersten Schätzungen gehen von 22 Millionen Euro Schadenssumme aus. Die Gutachter veranschlagten noch eine höhere Summe. Die ersten Kostenvoranschläge liegen um das Dreifache über den Ansätzen der Gutachten.
Der Geistliche unterstreicht, dass es nicht nur seiner Gemeinde so gehe: „Damit haben alle zu kämpfen. Dazu kommen die komplizierten Beantragungsverfahren, die langen Wartezeiten auf Genehmigungen, der Handwerker- und Materialmangel. Und die Ungewissheit, mit welchen Zuschüssen wir rechnen können.“
Nach der Flut hat er nachts seine Tageseindrücke bei Facebook eingestellt. Der Bonifatiusverlag habe aufgrund dieser Einträge vorgeschlagen, ein Buch über die Katastrophe zu machen. Ausdrücklich hebt Meyrer die Hilfe syrischer Flüchtlinge hervor. Sein Mitbewohner habe auch an seinem Arbeitsplatz über die Maßen mitgeholfen. Er, Meyrer, habe „ganze Gruppen von Syrern“ in Erinnerung, die als freiwillige Helfer gekommen seien. DT/reg
Lesen Sie das Interview mit Pfarrer Meyrer in der kommenden Ausgabe der Tagespost.