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Der Cartellverband ringt um das Katholizitätsprinzip

Ein Memorandum des neuen „Vororts“ des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) hat sich Mitte August mit dem „Synodalen Weg“ befasst.
Rom, Vatikan
Foto: IMAGO/ULMER (www.imago-images.de) | Mit einer Römischen Denkschrift meldet sich der CV zu Wort.

Der CV ist – neben dem kleineren Kartellverband und dem Unitas-Verband – einer der drei katholischen Akademikerverbände, die aus den katholischen Studentenverbindungen des 19. Jahrhunderts entstanden sind, die gemeinsam etwa 37.000 Mitglieder zählen. Diese Verbindungen wählen für jeweils ein Jahr einen sogenannten Vorort, der aus jungen Studenten besteht, die unter Zurückstellung ihres privaten Lebens und nicht selten unter Vernachlässigung ihres Studiums ehrenamtlich für den Zusammenhalt ihres Verbandes und für seine inhaltliche Ausrichtung einstehen.

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In der 31 Seiten umfassenden „Römischen Denkschrift zu den aktuellen Angelegenheiten des Glaubens und der Kirche“, die im Haupttitel „Memorandum Romanum“ überschrieben ist,  rufen die Autoren Thomas Wöstmann, Roman Zhdanov, Yannick Schmitz, Erik Schreiner, Moritz Leibinger, Johannes Hanigk und Patrick Maximilian Klein in einer unaufgeregten Sprache, ohne Anklage und ohne Häme, die zentralen Stationen des Gesprächsprozesses in Erinnerung. Die Autoren formulieren darin Glaubenswahrheiten und stellen die gesellschaftliche Sprengkraft des Christseins in den Vordergrund ihrer programmatischen Arbeit gestellt.

Glaube entscheidend

Der CV-Vorort unterstreicht, dass der katholische Glaube „das entscheidend wesensprägende Charakteristikum des CV“ sei und lehnt eine „Aushöhlung des Katholizitätsprinzips“ ab. Im Gegenteil: Der CV muss „den Glauben und das religiöse Leben seiner Mitglieder“ stärken. Ferner heißt es: Den aktuellen innerkirchlichen Entwicklungen „kann der CV als katholischer Verband nicht länger tatenlos zusehen und muss eine sichtbare und gestaltende Rolle innerhalb der kirchenpolitischen Debatte in Deutschland einnehmen.“ Schließlich warnen die Verfasser vor „einer zunehmenden Verfremdung von Gott, die unsere postmodernen Zeiten kennzeichnen“. Sie beanspruchen für den CV schließlich „für unsere christlich-katholischen Werte in Staat, Gesellschaft und Wissenschaft einzustehen“.

Zum ersten Mal seit der „Synodale Weg“ beschritten wird, hat sich eine Gruppe von CV-Mitgliedern zusammengesetzt und die Fehlentwicklungen in der jüngeren deutschen Kirchengeschichte beschrieben und Schlussfolgerungen gezogen, die den Nerv der lautstarken und medial geschickt inszenierten und orchestrierten Reformbewegung treffen. Die CV-Verbandsspitze – der Altherrenbundsvorsitzende Claus-Michael Lommer und der CV-Seelsorger Peter Schallenberg – wandten sich gegen den Vorstoß der Studenten. Beide bemängeln nicht nur die Sprache der Theologie des 19. Jahrhunderts und sorgen sich „um das Ansehen des Cartellverbandes in der öffenlichen Wahrnehmung“. Gleichwohl gestehen sie mit ihrer Stellungnahme ein, dass das Katholizitätsprinzip im CV auf der Kippe steht. Sie stellen aber auch fest, dass „kirchenrechtliche Aspekte zum Austritt aus der deutschen Amtskirche“ nicht in ein Positionspapier gehören. 

Spaltung ist da

Die jungen Studenten aus dem CV nun ihrerseits gegen eine Bevormundung durch das seit gut 40 Jahren im Katholizismus tonangebende Zentralkomitee. Dass sich die katholischen Studenten gegen die in der Öffentlichkeit propagierte versöhnliche Linie der bisherigen Verbandspitze im CV stellen, ist ein Signal, das vermutlich Nachahmung finden wird. Die Studenten betreiben keine Spaltung, weder ihres Verbandes noch der Katholische Kirche. Die Spaltung ist längst da, sie wird nur jetzt offensichtlich, auch für Außenstehende. Es wird die große Chance des CV sein, seine Ausrichtung zu überdenken und zukunftsfähig zu bleiben. DT/reg

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen umfassenden Bericht zum Memorandum des CV.

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