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Bistum Aachen veröffentlicht Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern

Betroffene sexualisierter Gewalt sollen dadurch ermutigt werden, sich beim Bistum zu melden.
Bischof Helmut Dieser gibt die Namen von 53 Tätern und mutmaßlichen Tätern von sexualisierter Gewalt heraus.
Foto: Robert Michael (dpa)

Um mehr Betroffene aus dem Dunkelfeld zu holen, gibt das Bistum Aachen heute die Namen 53 (mutmaßlicher) Täter bekannt. Das haben der Aachener Bischof Helmut Dieser sowie Generalvikar Andreas Frick bei einem Pressegespräch bekannt gegeben. Damit ist Aachen das erste Bistum, das eine solche Liste herausgibt. Die Kriterien dafür seien dabei in Beratung mit sachkundigen Gremien erarbeitet worden. Voraussetzung für die Nennung des Namens als Täter sei, dass die Person durch einen staats- oder kirchenrechtlichen Prozess verurteilt worden sei. Als mutmaßlicher Täter werde geführt, gegen den ein Antrag zur Anerkennung des Leidens gestellt und als plausibel eingeschätzt worden sei. In beiden Kategorien müssen die Personen seit über zehn Jahren verstorben sein.

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Weihbischof August Peters unter den mutmaßlichen Tätern

Unter den Namen der mutmaßlichen Täter befindet sich auch der im Jahr 1986 verstorbene Weihbischof August Peters. Der Fall beziehe sich, so Frick, auf dessen Zeit in Schiefbahn. „Ich verstehe, dass dies für viele ein Schock sein muss,“ so Dieser. Der Aachener Bischof rief die Öffentlichkeit in seinem Statement noch einmal dazu auf, dem Bistum weitere Informationen zukommen zu lassen.

Dieser sei davon überzeugt, dass die Kirche eine „vergangene Epoche“ der Kirche aufarbeite. „Heute blieben die Strategien der Täter, mit denen sie ihre Verbrechen anbahnen und wiederholt begehen konnten, nicht mehr unbemerkt und ohne Konsequenzen“, so der Bischof. Heute verhinderten Präventionsmaßnahmen, Interventionsregelung und eine Änderung des Bewusstseins solche Verbrechen und ihre Vertuschung besser als in der Vergangenheit. Dennoch müsse man weiter wachsam sein.

Wirksamkeit des Vorgehens müsse noch eruiert werden

Das Vorgehen des Bistums Aachen habe Dieser nach eigener Aussage auch seinen Amtskollegen bei der Herbsvollversammlung vorgestellt. Das Vorgehen sei besonders deshalb neu, erklärte Dieser, weil in diesem Fall die Namen nicht veröffentlicht würden, weil „es sich so verdichtet hat, dass es gar nicht mehr anders geht, sondern weil wir im Interesse der Betroffenen nach vorne gehen wollen.“ Außerdem könne das Bistum dies nun auch nach eigenen Kriterien tun, die „hoffentlich belastbar“ seien. Auf die Frage, ob Dieser als Missbrauchsbeauftragter der Deutsche Bischofskonferenz (DBK) eine bundesweite Vereinbarung dieser Methode in allen Bistümern anstrebe, sagte der Aachener Bischof, dass es zu früh dafür sei, ein Modell daraus machen zu können. Wie dieses Vorgehen wirke und ob es wie erhofft den Interessen der Betroffenen diene, müsse später ausgewertet werden. DT/sdu

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