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Kritik am Bistum Aachen wächst

Familienangehöriger des verstorbenen Weihbischofs August Peters beklagt „Kaltschnäuzigkeit“ des Bischofs im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der so genannten Täterliste.
In Aachen wächst die Kritik
Foto: IMAGO (www.imago-images.de) | In Aachen wächst die Kritik an der namentlichen Veröffentlichung mutmaßlicher Missbrauchstäter.

Die Kritik am Bistum Aachen wegen der Veröffentlichung so genannter Täterlisten, auf denen Kleriker, die nachweislich sexuelle Missbrauch begingen gemeinsam mit Beschuldigten, denen bis dato nichts nachgewiesen wurde stehen, zieht weitere Kreise. Familienangehörige des 1986 verstorbenen Aachener Weihbischofs August Peters trafen sich kürzlich mit dem scheidenden Aachener Generalvikar Andreas Frick im Pfarrhaus von Kaldenkirchen.

Nichts neues erfahren

Zwar hatte Frick nur Stunden vor dieser Zusammenkunft, die er selbst angeregt hatte, seinen Rücktritt zum 12. Januar 2024 erklärt, war aber dennoch erschienen. „Der Generalvikar hat die schon hinlänglich bekannten und vom Bischof in den Medien verbreiteten Motive für sein Handeln wortreich bekräftigt“, schildert Leo Peters der Tagespost die Begegnung. „Substanziell Neues haben wir nicht erfahren. Insbesondere blieb er eine Antwort auf die Frage schuldig, worin die angebliche Plausibilität der unbewiesenen Behauptung einer Frau ein halbes Jahrhundert nach der angeblichen Tat denn bestehen soll. Alles in allem sehr unbefriedigend.“

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Frick war in Begleitung des Dülkener Pfarrers Jan Nienkerke und der Interventionsbeauftragten des Bistums Aachen, Ursula Kerres, angereist. Wortreich verteidigte er die Vorgehensweise des Bistums, weigerte sich jedoch, der Familie Details zum Vorwurf gegen August Peters preiszugeben. Er räumte selbst ein, dass das Verfahren „insgesamt rechtstaatlichen Ansprüchen“ nicht genüge. Anderthalb Stunden bemühten sich beide Seiten um eine sachliche Diskussionsatmosphäre. Frick sah jedoch keinen Grund, von der bisherigen Veröffentlichungspraxis abzurücken. „Bischof Dieser geht hier ohne Rücksicht auf den guten Ruf eines von vielen als heiligmäßig angesehen Priesters und auch ohne Rücksicht auf die Schädigung des Ansehens seiner Familie vollkommen empathielos und ohne jedes seelsorgerliche Feingefühl vor“, erklärte Leo Peters unmittelbar nach dem Gespräch. 

Mutmaßlich Betroffene 

„Ich frage mich, warum von Betroffenen und nicht von mutmaßlich Betroffenen gesprochen wird“, hielt er dem Generalvikar vor. „Denn wenn die Täter mutmaßlich sind, müssen nach den Gesetzen der Logik ja auch die Betroffenen mutmaßlich sein.“ Familie Peters liegt ein Brief des Bistums vor, in dem es heißt: „Es gibt selbstverständlich ein postmortales Persönlichkeitsrecht, doch im Sinne eines übergeordneten Interesses kann dies nach zehn Jahren in den Hintergrund treten.“ Leo Peters Bewertung dieser Haltung fällt eindeutig aus: „Kaltschnäuzig.“

Diese Kritik richtet sich allerdings weniger gegen den Generalvikar und seine Mitarbeiter, sondern vielmehr gegen Bischof Dieser selbst: „Je intensiver ich mich mit dem Vorgang befasse, und umso mehr ich mich mit kompetenten und kenntnisreichen Menschen, auch solchen im Bistumsdienst tätigen, austausche, komme ich zu der Frage, die in verschiedenen Gesprächen auftauchte: Hat dieses Bistum nicht eine andere, eine seelsorgerlich feinfühlige Spitze verdient?“

Beschwerde gegen den Bischof

Bei diesen Vorhaltungen will es Leo Peters nicht bewenden lassen. „Beim Nuntius in Berlin habe ich Beschwerde gegen den Bischof eingereicht. Eine rechtliche Prüfung nach staatlichem Recht wird nach wie vor erwogen, denn die Qualifizierung von Weihbischof Peters als mutmaßlichen Täter im Zusammenhang mit angeblichen Taten sexualisierter Gewalt stellt eine Verletzung des fortwirkenden Persönlichkeitsrechtes dar.“ Strafrechtliche Verfahren nach staatlichem oder kirchlichem Recht gegen den ohne Beweislage beschuldigten Weihbischof liegen hingegen nicht vor. Durch ein „nicht rechtsförmiges Verfahren“ werde August Peters als „mutmaßlicher Täter“ durch den Bischof von Aachen auf eine Liste mit nach staatlichem und weltlichem Recht verurteilten Straftätern gesetzt, stellt sein Vetter fest: „Und genau das nehmen wir nicht hin.“ DT/reg

Lesen SIe in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen umfassenden Bericht zu den Vorkommnissen im Bistum Aachen.

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