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Auferstehung ist kein Placebo für eigene Gemütslagen

Österreichs Bischöfe: Große Wirkung des Auferstehungsglaubens im Sozialen. - Eine Zusammenfassung der Osterpredigten österreichischer Bischöfe. Von Stephan Baier
Auferstehung Jesu
Foto: IN | Die Auferstehung Jesu als explosives Ereignis: Festgehalten vom Maler Matthias Grünewald auf dem berühmten Isenheimer Altar.

Die Wirkung des Auferstehungsglaubens als Ende eines "persönlichen qualvollen Karfreitags" sowie eine tatsächlich große gesellschaftliche Wirkung des Auferstehungsglaubens standen im Mittelpunkt der Osterpredigten der österreichischen Bischöfe. Kardinal Christoph Schönborn bekannte im Wiener Stephansdom, es sei ihm schon so ergangen, dass ihm der Übergang vom Karfreitag zum Alleluja zu kurz gewesen sei. Es gehe darum, dass man etwas erlebe, das man nicht so schnell überwinden könne. Beim Nachdenken über die Erfahrungen der Jüngerinnen und Jünger im damals römisch besetzten Jerusalem sei ihm - so Schönborn - bewusst geworden, dass die Zeiterfahrung bei den Jüngern eine völlig andere gewesen sei. Sie hätten die drei Nächte und zwei Tage mit Verhaftung, Prozess, Ungewissheit, Folternachrichten, Todesnachricht, Grablegung und Grabbesuch als "unendlich lange und hilflosigkeitserfüllt" erlebt. Auch als schon sicher gewesen sei, dass Jesus nicht im Grab lag, hätten einige starke Zweifel gehabt, ob er wirklich auferstanden sei.  

Den sozialen Aspekt des Auferstehungsglaubens betonte der Grazer Bischöfe Wilhelm Krautwaschl beim Osterhochamt in Graz. "Wir sind überzeugt: diesen braucht gerade eine Gesellschaft, in der Tränen, in der Tod eher verdrängt bleiben, in der der Wettlauf im Jetzt überall gelebt wird, wer denn nun mächtiger, wer denn nun Erster und damit der ist, der über andere steht", sagte der Bischöfe. Das großartige Geschenk, das uns mit der Botschaft des Christentums in die Hand gegeben worden ist, "wollen wir nicht als Nachlassverwalter museal ausstellen". Vielmehr müsse dieses Geschenk "als Leben-spendend gefeiert" und "damit den Generationen nach uns voll Geist übergeben" werden. Gemeinsam mit Jesus seien Christen auf dem Weg an den Rand, "um jene ernst zu nehmen, die still und unbeachtet leiden, ja, weil wir Gottes Melodie in uns aufnehmen, können wir nicht anders als 'den Armen die Frohbotschaft zu verkünden'". Jesus habe diesen Ausdruck gebraucht, als er in seiner Heimatstadt Nazareth die "Wegweisung für sein Wirken" benannt habe.  Auferstehung sei kein Beruhigungsmittel, kein Placebo für eigene Gemütslagen, sondern Auftrag, an dieser Welt zu arbeiten, betonte Krautwaschl: "Wir tun gut daran, diesen Glauben an Jesus Christus bei uns selbst zu vertiefen, damit wir mit allen, die sich zu Ihm bekennen, dieser Welt ansagen: In Ihm ist das Leben. In ihm ist der Geist der Erneuerung."

Der Bischöfe von Feldkirch, Benno Elbs, betonte, die Auferstehung heiße, dass Jesus "nicht mehr fern" sei, sondern "uns in lebendiger Nähe, jetzt und auch in Zukunft", erscheine. Auch für "religiöse Routiniers" lohne es sich, "diese scheinbar so abgegriffene Botschaft der Auferstehung neu zu hören". Denn Auferstehung sei die Überwindung all dessen, was Menschen am Leben hindere. "Und so gilt es auch heute aufzustehen: Aufzustehen für eine solidarische Gesellschaft. Aufzustehen gegen Gewalt. Aufzustehen für arme, ausgegrenzte und an den Rand gedrängte Menschen. In Zeiten von Fake News gilt es genauso auch aufzustehen für die Wahrheit; aufzustehen gegen alle Kreuze, die auch heute Menschen fesseln und gefangen halten", erläuterte Elbs.

Der St. Pöltner Bischöfe Klaus Küng betonte, dass "der durch Leiden und Sterben hindurchgegangene, auferstandene und lebendige Christus auch jetzt unter uns als unser Erlöser und Retter" lebe. Es hänge aber auch von jedem ab, "ob wir mit Gottes Hilfe, mit der Hilfe Jesu und seines Geistes tatsächlich neu werden". Ostern sei ein Fest, "das uns anspornt und uns Optimismus verleiht". Nichts brauche zu entmutigen, weder eigenen Fehler noch die der Anderen, weder die Situation der Kirche noch jene der Gesellschaft. In Kirche sei es wiederholt so gewesen, dass man den Eindruck gewinnen konnte, es sei mit ihr vorbei. "Sein Geist aber, der Heilige Geist, rief und ruft immer wieder neues Leben hervor. Der auferstandene Christus selbst wird lebendig", so Küng.

Auferstehung bedeute, "dass alles Dunkle und Chaotische im Leben vom Licht Jesu Christi erleuchtet wird", sagte der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz in seiner Predigt im Klagenfurter Dom. Mit Blick auf die Osterkerze, die in der Osternacht in die dunkle Kirche getragen werde und deren Licht nach und nach den gesamten Kirchenraum  erhelle, gelte es immer wieder neu zu fragen: "Wo ist meine Osterkerze? Wer oder was ist mein Osterlicht? Woran kann ich mich orientieren? Was gibt mir Energie und Kraft zum Aushalten? Wer oder was bringt Licht in meinen Alltag?" Es gebe oft Situationen, die sich im Nachhinein betrachtet wie eine Auferstehungserfahrung im Alltag anfühlen würden, durch ein gutes Wort, eine heilsame Begegnung oder eine begleitende Hand in einer scheinbar ausweglosen Situation, sagte Schwarz und ermutigte dazu, "das Osterlicht vor allem auch in der Begegnung mit den Menschen zu finden". Auferstehung bedeute auch, dass Gott "den Stein wegwälzt, der uns im Alltag blockiert und daran hindert, aufzustehen". Wenn dieser Stein weggerollt ist, würden sich "auch die Blockaden der Ängste und Vorurteile lösen und wir können aufstehen aus dem Grab unserer Bedrängnisse, Nöte und Sorgen". Es gebe nichts, was Gott nicht verwandle, "keine Dunkelheit der Seele, in die nicht das Licht von Ostern reicht, kein Scheitern, das Gott nicht zu einem neuen Anfang wandeln kann".

Bei Ostern geht es um das Vertrauen in Gott, vertrackte Lebenssituationen aufzubrechen, sagte der Linzer Bischöfe Manfred Scheuer im Mariendom: "Es geht um die Hoffnung, dass uns ein Engel den Weg aus der dunklen Grabeshöhle unserer Verbohrtheit in das helle Licht der Lebensperspektiven weist." Ostern solle eine Grundhaltung vermitteln, "offen zu sein für den Einbruch Gottes in unser alltägliches Hamsterrad, in die Gegenwart, in unsere Geschichte". Die Evangelien betonten, dass das Geheimnis der Auferstehung der Toten "eine radikale Verwandlung ist" und keine bloße "Rückkehr zurück" in die alte Situation, so Scheuer.  

KAP / DT (Stephan Baier)

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