Der Abtprimas der Benediktiner Jeremias Schröder OSB hat im Interview mit dieser Zeitung an das vierte Kapitel der Benediktsregel erinnert, in dem der Mönchsvater empfiehlt, nicht an der Barmherzigkeit Gottes zu verzweifeln.
Papst Paul VI. hatte den heiligen Benedikt vor 60 Jahren zum Patron Europas erhoben. Wörtlich erklärte Abtprimas Jeremias: „An der Barmherzigkeit Gottes nicht verzweifeln finde ich ein gutes Wort in unsere mitteleuropäische Depression und Missstimmung hinein.“
Das Menschenbild der Benediktusregel sei sehr ausgeglichen und maßvoll. Die Entfaltungsmöglichkeiten und Chancen des Einzelnen wurden gut gesehen, aber auch seine Zerbrechlichkeit und Hinfälligkeit, so der Geistliche, der zu den Missionsbenediktinern gehört.
„Das Gegenteil der simplifizierten Hauruck-Rhetorik der Populisten"
Der Abt hat seiner Darstellung nach die Aufgabe, mit dieser Zweischneidigkeit und diesen Schattierungen klug umzugehen und jedem gerecht zu werden. Das sei „das Gegenteil der simplifizierten Hauruck-Rhetorik der Populisten, die derzeit Europa unsicher machen.“
Benedikt lehre die kluge Verbindung von skeptischem Realismus und christlich fundiertem Optimismus und nenne das Demut. Das täte Europa gut, so Abtprimas Schröder, der am 14. September zum Abtprimas der Benediktinischen Konföderation gewählt worden war. DT/reg
Lesen Sie das ausführliche Interview mit Abtprimas Jeremias Schröder in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".