Der Jesuitenpater Hans Zollner sieht keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und sexuellem Missbrauch. Dies erklärte Zollner, der Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ist, im Gespräch mit dem australischen Nachrichtenportal „Catholic Weekly“.
Zollner: Verpflichtender Zölibat kein Dogma
Der Zölibat könne allerdings zum Risikofaktor werden, wenn er über die Jahre nicht angemessen gelebt werde. „Dann kann er dazu führen, dass die Menschen Alkohol missbrauchen, Internet-Pornografie, dass sie Erwachsene missbrauchen oder auch Minderjährige“, so der Theologe, der am Institut für Psychologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom unterrichtet.
Zollner betonte auch, dass ein verpflichtender Zölibat kein Dogma sei, „er kann verändert werden“. Jedoch lebten 99,9 Prozent der Täter kein zölibatäres Leben, und 95 Prozent aller Priester begingen keinen sexuellen Missbrauch. „Daher führt der Zölibat an sich offensichtlich nicht zu missbräuchlichen Handlungen.“
Missbrauch in katholischer Kirche nicht wahrscheinlicher als außerhalb
Im Gespräch mit dem „Catholic Weekly“ äußerte der Jesuitenpater zudem die Einschätzung, dass man nicht sagen könne, dass Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche mit größerer Wahrscheinlichkeit auftrete als außerhalb. Wer dies behaupte, könne sich nicht auf Statistiken berufen, so Zollner. „Es gibt keine andere Institution und keine andere christliche Denomination oder Religion, die so gründlich untersucht wurde wie die katholische Kirche.“ Daher seien objektive Vergleiche schwer möglich.
DT/mlu
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