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Alte Tradition für die Gegenwart

Das Beispiel der Statue des Erzengels Michael: Moderne Kunst in der Vatikanstadt. Von Ulrich Nersinger
Papst Franziskus segnet Erzengel_Michael-Statue
Foto: Archiv | Im Jahr seines Amtsantritts weiht der Papst die Statue des Erzengels Michael in der Vatikanstadt ein.

Zu allen Zeiten haben die Päpste versucht, die Künste für die Vermittlung und Dynamik des Glaubens einzusetzen. In Rom und im Vatikan bezeugt durch die Jahrhunderte hindurch ein unglaublicher Schatz von Kunstwerken diese Bemühungen der Nachfolger Petri. Und auch in der heutigen Zeit gibt es dafür zahlreiche Beispiele.

In der Vatikanstadt, am Eingang zu den weltberühmten Gärten und nur wenige Schritte von der weltlichen Verwaltungsbehörde des Kirchenstaates entfernt, fasziniert eine imposante Bronzeskulptur des Erzengels Michael. Die fünf Meter hohe Statue zeigt, wie der Erzengel Michael Luzifer, den Widersacher Gottes und Feind des Menschengeschlechts, niederringt. Angebracht auf der Skulptur sind die Wappen von Benedikt XVI. und Papst Franziskus. Der Sockel des Werkes, angefertigt aus römischem Travertin, trägt die Aufschrift: „Benedictus PP. XVII Anno VIII – Franziscus PP. Anno I – Michaeli Archangelo – Populi Dei Defensori Vaticanae Civitatis Patrono“. Das Kunstwerk geht auf die Ausschreibung eines Wettbewerbs zurück, den der langjährige Präsident des Governatorats der Vatikanstadt und ehemalige Apostolische Nuntius in Deutschland, Kardinal Giovanni Lajolo, initiiert hatte.

Die Skulptur wurde geschaffen von dem Maler, Bildhauer und Goldschmied Giuseppe Antonio Lomuscio. Der 1955 in Canosa di Puglia (Apulien) geborene Künstler möchte die Konzeption und Ausführung seiner Werke von Einflüssen der klassischen Kunst und den alten Techniken der gefeierten Meister der Renaissance getragen wissen, sie aber dennoch als für die Gegenwart geschaffen sehen. Der Großteil seiner Werke besitzt einen betont religiösen Bezug. Bekannt geworden ist Lomuscio vor allem durch zahlreiche Gemälde von Seligen und Heiligen, die bei der Feier von Selig- und Heiligsprechungen die Fassade oder das Innere von Sankt Peter schmückten. Außer Päpste, Kardinäle und Bischöfe porträtierte er auch Reihe bekannter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, so neben Lady Diana Spencer die italienischen Künstler und Schauspieler Adriano Celentano, Lino Banfi und Pippo Baudo.

Für Papst Franziskus ist die Statue des heiligen Michael kein bloßes Denkmal, sondern „eine Aufforderung zur Meditation und zum Gebet“. Der Papst erinnerte an die Rolle des Erzengels als „Streiter für den Primat Gottes“. Michael kämpfe dafür, „die göttliche Gerechtigkeit wieder herzustellen; er verteidigt das Volk Gottes vor seinen Feinden, vor allem vor seinem Erzfeind, dem Teufel“. Für den Heiligen Vater steht daher fest: „Wir sind nicht allein auf dem Weg und bei den Prüfungen, die uns das Leben auferlegt, wir werden von den Engeln Gottes begleitet und unterstützt.“

Die Einweihung der Skulptur des heiligen Michael im Sommer 2013 verband der Papst mit einer religiösen Zeremonie, der eindringlichen Bitte um den Schutz des Vatikans durch den himmlischen Heerführer: „Dadurch, dass wir dem heiligen Erzengel den Staat der Vatikanstadt weihen, bitten wir ihn darum, uns vor Satan zu verteidigen und ihn hinauszuwerfen.“

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