Kairo

„Wir dürfen niemandem erlauben, Zwietracht zwischen uns zu sähen“

Ägyptens Präsident al-Sisi ruft Christen und Muslime zu Zusammenhalt und Nächstenliebe auf: „Wenn wir Gott lieben, müssen wir auch einander lieben”.
Weihnachtsmesse in neuer Kathedrale bei Kairo
Foto: dpa (Egyptian Presidency) | Unser Archivbild aus dem Jahr 2018 zeigt den ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi (r) im Gespräch mit dem koptischen Papst Tawadros II. in der neu erbauten Christi-Geburt-Kathedrale bei Kairo.

„Wir schreiten in einer Zeit ohne Ehre, auf ehrenhafte Weise voran und glauben, dass Gott ehrenwerte Menschen siegreich machen wird“, betonte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi in seiner Ansprache in der koptischen Christmette. Al-Sisi sprach am späten Montagabend in der neuen der Geburt Christi gewidmeten Kathedrale in der Nähe von Kairo vor Patriarch Tawadros und den versammelten Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen.

Seit sechs Jahren nimmt der ägyptische Präsident an der Christmette mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen teil. Dies bot al-Sisi auch in diesem Jahr die Gelegenheit, sich nicht nur an die koptische Glaubensgemeinschaft, sondern an die gesamte Nation zu wenden und alle Ägypter - über alle Konfessionsgrenzen hinweg - zum Zusammenhalt aufzufordern. Al-Sisi rief dazu auf, Spaltungen zu überwinden und gemeinsam gegen Fallstricke von außen vorzugehen. 

Al-Sisi beschwört nationalen Zusammenhalt 

„Solange wir uns einig sind“, sagte der ägyptische Präsident, „sollten wir uns keine Sorgen machen und uns weiter um unsere Mitmenschen kümmern.“ Al-Sisi betonte auch: „Wenn wir Gott lieben, müssen wir einander lieben, und wir dürfen niemandem erlauben, Zwietracht zwischen uns zu säen“. 

In Bezug auf die Spannungen und Konflikte im Nahen Osten, warnte al-Sisi davor, dass Ägypten in verheerende Krisen hineingezogen werden könnte, wie dies bereits anderen Nationen in der Region passiert sei. „Aber solange wir uns einig sind“, fügte der ägyptische Präsident hinzu, „kann uns niemand in solche Situationen hineinziehen.“

Neue koptische Kathedrale als „Botschaft an die Welt“

Die neue koptische Kathedrale, die der Geburt Jesu gewidmet ist, befindet sich in einem rund 45 Kilometer von Kairo entfernten Stadtgebiet, das zur neuen Verwaltungshauptstadt Ägyptens werden soll. Vertreter der sunnitischen Al Azhar-Universität und zahlreiche Regierungsvertreter, darunter auch der Premier Mostafa Madbouly, nahmen dort an der koptisch-orthodoxen Christmette teil. 

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Der Bau der Kathedrale, die 2018 offiziell eingeweiht wurde, soll auch die Solidarität der koptischen Kirche mit der Regierung sichern. Nach Fides-Angaben stellte der ägyptische Präsident 100.000 ägyptischen Pfund zur Finanzierung des imposanten Bauprojekts zur Verfügung. Für den ägyptischen Staatspräsidenten ist die neue Kirche „eine Botschaft für Ägypten und für die ganze Welt“. 

Ägyptische Medien bezeichneten die neue koptische Kathedrale als „größte Kirche im Nahen Osten“. In dem Gotteshaus finden mehr als 8.000 Gläubige Platz. Al-Sisi will damit ein Zeichen der religiösen Toleranz Ägyptens setzen. Die christliche Minderheit der Kopten ist in Ägypten immer wieder Ziel von Angriffen und Diskriminierung.

DT/fides

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