Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Krieg in der Ukraine

Ukrainische Zivilisten Opfer von Streubomben

Die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten stellt eine große Gefahr für die ukrainische Zivilbevölkerung dar, so die Hilfsorganisation Handicap International.
Bomben in der Ukraine
Foto: IMAGO/Ilya Pitalev (www.imago-images.de) | Streubomben enthalten mehrere hundert Minibomben, die sich bei einer Explosion über große Flächen verteilen. Sie treffen, verwunden und töten ohne Unterschied Soldaten und Zivilisten.

In der Ukraine sind im ersten Halbjahr 2022 mindestens 689 Zivilisten Angriffen mit Streubomben zum Opfer gefallen. Dies berichtet die Hilfsorganisation „Handicap International Deutschland“ in einer Pressemitteilung. Die tatsächliche Zahl der Opfer ist angesichts der Schwierigkeiten bei der Erfassung wahrscheinlich höher. Dies geht aus dem neuesten Streubomben Monitor 2022 hervor, der heute in Genf veröffentlicht wurde. 

In der ersten Hälfte des Jahres 2022 wurden neue Einsätze von Streumunition ausschließlich in der Ukraine gemeldet: Dort hätten die russischen Streitkräfte Hunderte von Angriffen durchgeführt, auch gegen die Zivilbevölkerung. Auch die ukrainischen Streitkräfte hätten Streumunition mehrfach eingesetzt.

40 Prozent der Submunitionen von Streubomben explodieren nicht

Auch Blindgänger bedrohen die ukrainische Zivilbevölkerung. Dabei waren 66 Prozent aller Opfer von Blindgängern im Jahr 2021 Kinder. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, erklärt: „Alle Landminen sind von Natur aus nicht kontrollierbar, aber die POM-3 (eine Russische Springmine) in besonderem Maße, da sie durch die Anwesenheit von Menschen ausgelöst wird, bevor diese auf sie treten oder über sie stolpern. Ihre Reichweite von 16 Metern und die Durchschlagskraft ihrer Splitter sind speziell auf die Augen, den Hals und die Leistengegend ausgerichtet.“

Lesen Sie auch:

Streubomben enthalten mehrere hundert Minibomben, die sich bei einer Explosion über große Flächen verteilen. Sie treffen, verwunden und töten ohne Unterschied Soldaten und Zivilisten. Bis zu 40 Prozent der Submunitionen explodieren nicht beim Aufprall. Wie Antipersonenminen können sie durch den geringsten Kontakt ausgelöst werden. So töten und verstümmeln sie Menschen während und nach Konflikten.
Diese Waffe muss verschwinden.

Verbot von Streumunition gefordert

Fischer fordert, dass Streumunition im Krieg nicht mehr eingesetzt werden dürfe. „Der fortgesetzte und wiederholte Einsatz von Streumunition in der Ukraine zeugt von mangelnder Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung und in einigen Fällen von der bewussten Absicht, sie zu treffen.“ Auch der Krieg habe Regeln, und der Oslo-Vertrag sei eine davon. „Es muss alles getan werden, um sicherzustellen, dass alle Staaten dem Verbotsvertrag beitreten und dass diese barbarische Waffe endlich von den Kriegsschauplätzen verschwindet.“  DT/cpe

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Hilfsorganisationen und Hilfseinrichtungen Russlands Krieg gegen die Ukraine Kriegsschauplätze

Weitere Artikel

Im eigenen Land knüppelt das Putin-Regime Kritiker nieder. Ein Kommentar.
08.06.2023, 13 Uhr
Stephan Baier
Franziskus ist pessimistisch: Für ihn geht die Menschheit auf einen Abgrund zu. Der Ukraine-Krieg droht zum globalen Pulverfass zu werden.
23.02.2023, 07 Uhr
Guido Horst
Hilfsorganisationen warnen davor, dass sich die Lage von Kindern aufgrund der anhaltenden Kämpfe im Sudan massiv zu verschlechtern droht.
28.04.2023, 14 Uhr
Meldung

Kirche

In der 63. Folge des Katechismuspodcasts spricht Theologe Andreas Wollbold über das richtige Verhältnis von Mensch und Schöpfung.
09.06.2023, 14 Uhr
Meldung
In der Schöpfungsgeschichte spiegele sich die Kunstfertigkeit Gottes wider, so Theologe Andreas Wollbold in der 62. Folge des Katechismuspodcasts.
08.06.2023, 14 Uhr
Meldung
Jacques Barthieu starb auf Madagaskar den Martyrertod bei einem Angriff von Rebellen.
08.06.2023, 07 Uhr
Claudia Kock
Wenn der Umgang mit Erzbischof Gänswein zum Stil vatikanischer Personalpolitik wird, sollten Kleriker in Zukunft Rom als Arbeitsplatz meiden.
09.06.2023, 11 Uhr
Guido Horst
Der biblisch gut belegte Zorn Gottes ist ein blinder Fleck der zeitgenössischen Theologie. Die Hochschule Heiligenkreuz nahm ihn in den Blick.
08.06.2023, 11 Uhr
Stephan Baier