Spanien: Nuntius warnt vor Spaltung

Der scheidende Apostolische Nuntius in Spanien kritisiert die Regierung des Landes für das Vorhaben, die sterblichen Überreste von Diktator Franco zu exhumieren.
Tal der Gefallenen in Spanien
Foto: Ana Lázaro (dpa) | Ein neues Kapitel in Sachen Francos Umbettung aus dem „Tal der Gefallenen“ hat nun der scheidende Apostolische Nuntius in Spanien Erzbischof Renzo Fratini geschrieben.

Ein neues Kapitel in Sachen Francos Umbettung aus dem „Tal der Gefallenen“, die von der spanischen Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez seit ihrer Amtsübernahme vor 13 Monaten betrieben wird, hat nun der scheidende Apostolische Nuntius in Spanien Erzbischof Renzo Fratini geschrieben. Nachdem zunächst ein Verwaltungsgericht und dann der Oberste Gerichtshof per Einstweilige Verfügung die Exhumierung gestoppt hatten, äußerte sich nun der 75-jährige Erzbischof Fratini über die Pläne der Regierung von Pedro Sánchez.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur „Europa Press“ anlässlich seines Ausscheidens aus Altersgründen nach zehnjähriger Amtszeit als Nuntius in Spanien sagte Erzbischof Fratini: „Ehrlich gesagt: Es gibt so viele Probleme auf der Welt und in Spanien, warum sollte man Franco auferstehen lassen?

"Darüber, was er getan hat, wird Gott
richten. Es ist nicht hilfreich, sich an etwas
zu erinnern, was einen Bürgerkrieg auslöste"
Spaniens scheidender Nuntius Renzo Fratini

Vierzig Jahre nach seinem Tod wollen die meisten Menschen, auch die meisten Politiker, ihn in Frieden lassen. Darüber, was er getan hat, wird Gott richten. Es ist nicht hilfreich, sich an etwas zu erinnern, was einen Bürgerkrieg auslöste.“ Für den scheidenden Nuntius stehen hinter den Plänen der sozialistischen Regierung vor allem „ideologische Gründe seitens jener, die Spanien wieder spalten wollen“. Allerdings werde sich der Vatikan den Plänen der Regierung nicht widersetzen – Francos Überreste ruhen in der zu einer Benediktinerabtei gehörenden Basilika. Das Recht von Francos Familie müsse jedoch respektiert werden.

Die spanische Regierung hat schnell reagiert: Vize-Ministerpräsidentin Carmen Calvo kündigte in einem Interview mit dem Radiosender SER an, beim Vatikan gegen die „unangemessene, inakzeptable Einmischung“ des Nuntius in innere Angelegenheiten Spaniens einen „energischen Protest einlegen“ zu wollen.

"Die Demokratie hat Franco begraben,
die Rechten sind über ihn hinweggekommen,
aber die Linken bestehen darauf, ihn wiederzubeleben"
Kommentator Salvador Sostres in der Zeitung "Abc"

In der Zeitung „Abc“ verteidigte der Kommentator Salvador Sostres die Aussagen des Nuntius: „Er hat nicht nur die Wahrheit, sondern auch das Offensichtliche gesagt. In den letzten 40 Jahren sprachen über Franco viel mehr seine Kritiker als seine Anhänger. Die Demokratie hat Franco begraben, die Rechten sind über ihn hinweggekommen, aber die Linken bestehen darauf, ihn wiederzubeleben.“

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