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Sieg Bidens: US-Katholiken gespalten

Der Sieg des Demokraten Joe Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen polarisiert Amerikas Christen. Hoffnung auf einen Neuanfang wechselt sich ab mit Warnungen vor Bidens zukünftiger Politik.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Foto: Eric Gay (AP) | Unterstützer des designierten Präsidenten J. Biden und der designierten Vizepräsidentin K. Harris halten feierlich Fahnen mit Bidens Namen aus einem Auto. Biden besiegte am Samstag Präsident Trump und wird damit der 46.

Prominente US-Christen haben gespalten auf den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen reagiert. Stephen Schneck, langjähriger Professor an der Catholic University of America und als Unterstützer der Demokraten bekannt, sieht in Bidens Sieg die „Möglichkeit eines Neuanfangs“. David Gibson, Leiter des an der New Yorker Fordham-Universität angesiedelten „Center on Religion and Culture“, warnte, dass die Strategie nach hinten losgehen könnte, Bidens Glauben für parteipolitische Zwecke in Zweifel zu ziehen.

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"Diese Wahl ist nicht vorbei"

Der als Trump-Anhänger bekannte Nachrichtenchef des katholischen Mediennetzwerks „EWTN“, Raymond Arroyo, schrieb auf dem Kurzmitteilungsdienst „Twitter“, man werde wohl nie wissen, in welchem Ausmaß Betrug bei der Wahl eine Rolle gespielt habe. Gleichzeitig räumt er ein, dass Beweise vorgelegt werden müssten. Trump hat Bidens Erfolg bislang nicht anerkannt und vertritt die Behauptung, die Demokraten hätten ihm durch massiven Wahlbetrug den Sieg gestohlen – bislang ohne stichhaltige Belege.

Ein prominenter Anhänger dieser These ist auch Franklin Graham, Sohn des berühmten evangelikalen Pastors Billy Graham. „Diese Wahl ist nicht vorbei“, erklärte er am Samstag, nachdem mehrere US-Medien Bidens Sieg vermeldet hatten. Zudem warnte er, dass Biden als Präsident christliche Unternehmen ins Visier nehmen werde, beispielsweise solche, die homosexuellen Paaren aus Gewissensgründen keine Hochzeitstorte anfertigen wollten. 

US-Bischöfe mahnen zu Anstand

Auf versöhnliche Worte bedacht waren die US-Bischöfe: In einer Erklärung gratulierten sie Biden zum Sieg und wiesen jegliche Behauptungen von Manipulation zurück: „Das amerikanische Volk hat in dieser Wahl gesprochen.“ Joe Biden habe genügend Stimmen erhalten, um zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt zu werden. Gleichzeitig mahnten sie zu Respekt für Rede- und Meinungsfreiheit und riefen dazu auf, einander mit Barmherzigkeit und Anstand zu begegnen, auch wenn man „in gesetzlichen und staatspolitischen Debatten zutiefst unterschiedlicher Ansicht“ sein mag.  DT/mlu

Was ist von der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris zu erwarten? Und was bedeutet der Wahlsieg Bidens innen- wie außenpolitisch für das Land? Verfolgen Sie die weiteren Entwicklungen rund um die US-Präsidentschaftswahl in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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