Wladimir Putins Wahlsieg schien fulminant, der bürokratische Apparat Russlands funktioniert, das Parlament in Moskau ist vollständig unter der Kontrolle des Kremls, die Opposition ist zerschlagen, die Gesellschaft verängstigt und passiv. Dennoch ist das „System Putin“ weniger unerschütterlich, als es von außen scheint, bilanziert die in Moskau geborene und in Deutschland lebende Autorin und Journalistin Daria Boll-Palievskaya in der „Tagespost“.
Eine Machtvertikale
Schritt für Schritt konzentrierte Putin im Laufe der Jahre immer mehr Macht in seinen Händen. Er habe eine Machtvertikale aufgebaut, deren Hauptkriterien Loyalität und Ergebenheit sind.
Langfristig sei genau dies aber „die Achillesferse dieses scheinbar unverwundbaren Systems“. Die Autorin zitiert den russischen Politologen Alexander Kynew, der betont: „In einem autoritären Regime ist alles auf persönlichen Beziehungen aufgebaut und funktioniert nur, wenn es einen Schiedsrichter gibt. Ohne Putin wird das System zusammenbrechen, weil es von ihm und für ihn aufgebaut ist.“
Das Alter des russischen Präsidenten und der ihn umgebenden Zirkel spielen dabei eine Rolle: Wie lange noch traut ihm die russische Finanz- und Macht-Elite zu, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, die Machtgruppen gegeneinander auszuspielen und die Zügel fest in der Hand zu halten? Dazu kommt der wirtschaftliche Niedergang, der jenseits einer durch Kriegswirtschaft geschönten Bilanz bereits zu ahnen ist. DT/sba
Lesen Sie die vollständige Analyse zur Stabilität des „Systems Putin“ am kommenden Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.