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Pater Schnabel betont Friedenspotenzial von Religionen

Im Bereich von Mediation und Friedenserziehung leisten Religionen Beachtliches, meint Pater Nikodemus Schnabel. Derzeit berät er das Auswärtige Amt – und sieht auch Parallelen zur Kirche.
Pater Nikodemus Schnabel beim Auswärtigen Amt
Foto: Marius Becker (dpa) | Im Bereich von Mediation und Friedenserziehung leisten Religionen Beachtliches, meint Schnabel, der zurzeit das Auswärtige Amt berät.

Der frühere Prior-Administrator der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, hält es nicht für gerechtfertigt, Religionen hauptsächlich als Auslöser von Konflikten zu betrachten. Religionen hätten ein enormes Potenzial im Bereich Frieden und Versöhnung, so der Benediktinerpater im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA). „Im Bereich von Mediation und Friedenserziehung leisten sie Beachtliches.“

Religionen bieten anderen Blick auf die Welt

Klassischerweise kümmere sich die Diplomatie um Geo- und Sicherheitspolitik sowie um Fragen der Wirtschaft. Es gebe aber auch Akteure so Schnabel, die einen anderen Blick auf die Welt hätten und nicht in diese Kategorien passten. „Der größte dieser Player sind die Religionsgemeinschaften.“

Dennoch werde oft der Schluss gezogen, dass Religionen entweder Probleme schafften oder Probleme hätten, erklärt der 40-Jährige weiter. „Natürlich gibt es das Phänomen, dass Konflikte religiös aufgeladen sind, das sehen wir zum Beispiel beim sogenannten Islamischen Staat und in Nordirland.“ Auch auf Christenverfolgung, Antisemitismus und Islamophobie weist Schnabel hin. Nur das religiöse Konfliktpotenzial zu sehen, sei jedoch eine „extrem verengte Perspektive“.

"In beiden Fällen geht es darum, an
übermorgen und global zu denken,
anstatt sich nur mit dem
Hier und Jetzt zu beschäftigen"

Pater Schnabel absolviert momentan eine einjährige Auszeit, ein sogenanntes „Sabbatical“, beim Auswärtigen Amt in Berlin. Er ist dort als Berater der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Referat „Religion und Außenpolitik“ tätig. Im Oktober wird er wieder zurück nach Jerusalem gehen.

Angesprochen auf seine Erfahrungen in Berlin meint Schnabel: „Das Auswärtige Amt war für mich anfangs schon eine Herausforderung.“ Der „Riesenapparat“ laufe letzten Endes nur dank vieler Abstimmungs- und Diskussionsprozesse rund, die er anfangs nur schwer habe durchschauen können. Pater Schnabel sieht aber auch Parallelen zur Kirche: „In beiden Fällen geht es darum, an übermorgen und global zu denken, anstatt sich nur mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen.“

DT/mlu

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