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Ostafrikanische Bischöfe drücken Solidarität mit Opfern staatlicher Gewalt aus

Nach den umstrittenen Wahlen in Tansania sollen rund 1.000 Menschen durch Regierungskräfte getötet worden sein. Die ostafrikanischen Bischöfe und die tansanische Bischofskonferenz kritisieren das Vorgehen deutlich.
Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan
Foto: IMAGO/Tanzania State House/Handout via Xinhua (www.imago-images.de) | Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan, hier bei der Vereidigungszeremonie, folgte 2021 ihrem verstorbenen Vorgänger John Magufuli nach.

Die „Vereinigung der Bischofskonferenzen Ostafrikas“ (AMECEA) hat eine Solidaritätsbotschaft an die tansanische Bischofskonferenz veröffentlicht, nachdem es in Tansania nach den Parlamentswahlen vom 29. Oktober zu tödlicher Gewalt und landesweiten Protesten gekommen war. „Wenn ein Glied leidet, leiden alle“, heißt es in der Stellungnahme, die vom Vorsitzenden, der AMECEA, Bischof Charles Sampa Kasonde, unterzeichnet wurde.

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„Die jüngsten tragischen Ereignisse nach den Parlamentswahlen am 29. Oktober 2025 haben uns alle zutiefst erschüttert“, schreiben die Bischöfe, die die Verstorbenen dem Allmächtigen anbefehlen und für alle beten, die sich von körperlichen oder seelischen Verletzungen erholen – auch für jene, die weiterhin vermisst werden oder traumatisiert sind. Mit Blick auf Tansanias lange Tradition als regionaler Leuchtturm von Stabilität und friedlichem Zusammenleben warnen sie, die aktuelle Krise bedrohe das „edle Erbe und das Fundament der nationalen Einheit“. „Fahrt fort, prophetische Stimmen für Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung zu sein. Fahrt fort, Tröster der Leidenden und Anwälte der Stimmlosen zu bleiben“, appelliert Bischof Kasonde.

Zweifel und Kritik am Ergebnis

Nach Angaben der „Unabhängigen Nationalen Wahlkommission“ erhielt Samia Suluhu Hassan 97,66 Prozent der Stimmen. Zweifel und Kritik an dem Ergebnis äußerten unter anderem die EU, die Wahlbeobachtungsmission der Afrikanischen Union, sowie jene der „Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft“. Unterdessen wurde ein neues Kabinett bereits vorgestellt.

Am Wahltag kam es in vielen Landesteilen zu Ausschreitungen und Protesten. Demonstranten forderten bereits zu diesem Zeitpunkt, die Auszählung der Stimmen zu stoppen, und randalierten in Wahlbüros. Daraufhin wurde das Militär in Dar es Salaam und Sansibar eingesetzt. In der „Wirtschaftshauptstadt“ Dar es Salaam verhängten die Behörden zusätzlich eine Ausgangssperre. Am Wahltag und in den Folgetagen kam es außerdem zu landesweiten Interneteinschränkungen.

Laut verschiedener Menschenrechtsgruppen sollen seit dem Wahltag rund 1.000 Menschen durch Polizei und Militär getötet worden sein. Lokale Aktivisten und Medien berichten zudem von Massengräbern, in denen die Leichen der Getöteten versteckt werden sollen. Die UN bestätigen diese Berichte. Das UN-Menschenrechtsbüro erklärte, man gehe von Hunderten Todesopfern aus und habe Hinweise, dass Sicherheitskräfte Leichen verschwinden ließen. Die Regierung bezeichnet diese Zahl als „übertrieben“. Offiziell bestätigt sind zehn Todesfälle in drei Städten.

Auch die tansanische Bischofskonferenz verurteilte die Gewalt

Auch die tansanische Bischofskonferenz verurteilte die Gewalt gegen die Bevölkerung in einer gemeinsamen Erklärung. Die außergerichtlichen Tötungen seien „ein schweres Übel und ein Gräuel vor unserem Gott“. Die Geistlichen verurteilen die „brutalen und unmenschlichen Tötungen“ und erklären: „Wir alle sind verwundet; die Nation ist verwundet und hat ihre Würde vor der internationalen Gemeinschaft verloren.“ Sie erinnern an das Leid der betroffenen Familien, denen teils gar die Bestattung ihrer Angehörigen verweigert wurde. Außerdem beklagen sie den unverhältnismäßigen Gewalteinsatz gegen Demonstranten am Wahltag: „Demonstrieren ist ein Bürgerrecht, um eine Botschaft zu übermitteln oder Beschwerden auszudrücken, wenn der Dialog gescheitert ist.“

Samia Suluhu Hassan folgte 2021 ihrem verstorbenen Vorgänger John Magufuli nach. Im Vorfeld der Parlamentswahlen war Tundu Lissu, Parteivorsitzender der größten Oppositionspartei CHADEMA, im April wegen „Hochverrats“ festgenommen und angeklagt worden. Die Regierungspartei CCM (Chama Cha Mapinduzi) ist seit der Unabhängigkeit Tansanias ununterbrochen an der Macht.  DT/ vwe

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