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Orbans Ablehnung westlicher Dekadenz und der EU-Migrationspolitik

Auf dem Strategieforum 2021 im slowenischen Bled hat Victor Orbán die Migrationspolitik der EU kritisiert und einer Geburtensteigerung der eigenen Bevölkerung den Vorrang gegeben, wie Valeurs actuelles berichtet. Für Kommentator Grégory Roose ist dies ein mutiger Standpunkt.
Strategisches Forum Bled in Slowenien
Foto: Darko Bandic (AP) | Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, sprach auf dem Strategischen Forum Bled in der Bled Festival Hall. Das Strategische Forum Bled bringt Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen zusammen, um Lösungen für ...

In Valeurs actuelles analysiert der Kommentator der französischen Zeitschrift, Grégory Roose, den Standpunkt, den Ministerpräsident Victor Orbán vergangene Woche auf dem Strategieforum 2021 in Bled in Slowenien vertrat. Roose schreibt: „Das Abendland stirbt. Der Orient erwacht“. Im Zentrum dieser beiden Welten, die zwischen „freudiger Agonie und dem Bestreben zur Weltbeherrschung“ schwankten, „zeigt Mitteleuropa Anzeichen dafür, die zum Willen zu überleben ermutigen“.

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Woke im Westen

Nachdem China die Nutzung bestimmter Computerspiele zeitlich begrenzt hat, um die Jugendlichen nicht verdummen zu lassen, haben die Chinesen nun auch verweiblichte Männer vom Fernsehbildschirm verbannt, wie Roose schreibt. Doch im Westen, verlaufe die Übertreibung genau in die entgegengesetzte Richtung. Die Jugendlichen müssten eine „woke und progressistische Gehirnwäsche“ über sich ergehen lassen, „damit sie den von der Norm abweichenden Verhaltensweisen, der Dekadenz und der Förderung ihrer eigenen identitären und moralischen Zerstörung gegenüber noch toleranter werden. Die extremsten Minderheiten setzen ihre geschlechtsneutralen Wahnvorstellungen auf dem Schulhof durch – überall wird Diversität aufgedrängt, um einen Rassismus anzuprangern, den es nicht mehr gibt, und um im Rahmen der medialen Leugnung Mörder besser zu vertuschen“.

Naivität gegeißelt

Doch in Mitteleuropa, insbesondere in Ungarn, beobachteten die politischen Führer, Roose zufolge, „die moralische Dekadenz der großen westlichen Mächte, die der politischen, ökonomischen und sodann der militärischen Dekadenz vorausgeht. Diese oft verachteten Länder stellen jedoch die richtige Diagnose in Bezug auf die Übel, die an uns nagen“.

So habe Victor Orbán schon im Oktober 2020 die Naivität der „liberalen Einfaltspinsel“ gegeißelt, die darin bestehe, an den universellen Wert der Freiheit zu glauben, die von den supranationalen liberalen Eliten – vor allem innerhalb der europäischen Institutionen – transportiert würde. Das Modell Orbáns, „das seine Gegner schlicht als ‚Abschottung‘ bezeichnen, ist jedoch die Förderung des Millenniumsziels, zu Familie, zu Religion sowie zu identitärer Geschlossenheit der Nation zu ermutigen“.

Familienförderung statt Migration

Auf dem Strategieforum in Bled nun habe der ungarische Ministerpräsident erklärt, dass die Massenemigration nicht eine Lösung dafür sei, um das demographische Problem der europäischen Länder in den Griff zu bekommen. Er sagte: „Was wir brauchen, das sind keine Neuankömmlinge anstelle unseres eigenen Volkes, das seit seinen Ursprüngen hier lebt, denn es handelt sich dabei einfach um eine mathematische Betrachtungsweise. Wenn wir außereuropäische Personen aufnehmen, wird das die kulturelle Identität Europas verändern“. Orbán habe seinen Worten Taten folgen lassen, wie Roose bemerkt, „da er 2019 eine Reihe von Familienmaßnahmen gestartet hat, vor allem, um die Mutterschaft der ungarischen Frauen zu unterstützen. Eine mutige Politik, die ihre Früchte trägt: die Anzahl der Eheschließungen und die Fertilitätsrate sind auf ihrem höchsten Niveau seit 20 Jahren“.

Multiethnisch ist multikonfliktreich

Doch für seine Äußerungen und diese Handlungen in einem guten Sinne sei Orbán in den westlichen Medien „verteufelt“ worden: „Sein Verbrechen? Sein Volk erhalten und ihm die Möglichkeiten geben zu wollen, um das Jahrhundert zu durchleben, ohne sich in einen multiethnischen Brei aufzulösen - eine regelrechte identitäre Zeitbombe“. Denn indem unsere politischen Führer das „Modell einer multiethnischen Gesellschaft aufdrängen, erzeugen sie eine multi-konfliktgeladene Gesellschaft“, meint Roose. Viele der politischen Führer Mitteleuropas hätten indes „den Mut, entgegen den verhängnisvollen Auswüchsen der – von der Realität abgekoppelten – Technokraten zu agieren, für die Menschen nichts weiter als eine austauschbare, identitätslose menschliche Materie ist – ohne Bindung an ihr Land, ihre Geschichte und ihre Familie“. DT/ks

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