Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Schriftzug "Deus Vult"

„Nicht überinterpretieren, aber mit der gebotenen Vorsicht betrachten“

Wegen seiner Tattoos wird Pete Hegseth, möglicherweise zukünftiger US-Verteidigungsminister, in die Nazi-Ecke gerückt. Kulturanthropologe Hochgeschwender bewertet den Fall.
Pete Hegseth
Foto: IMAGO/SMG (www.imago-images.de) | Versteckt unter dem sternbedeckten Sakko sind ein Jerusalemer Kreuz und der Schriftzug "Deus Vult". Ist er deshalb ein christlich weißer Nationalist - oder gar ein Nazi?

Zwei Tattoos hat der frühere Fox-News-Moderator, der als möglicher nächster US-Verteidigungsminister gehandelt wird: Ein Jerusalem-Kreuz und den Schriftzug „Deus Vult“. Deshalb bezeichneten Kritiker ihn nun als weißen christlichen Nationalisten, manche sogar als Neonazi.

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Michael Hochgeschwender, Kulturanthropologe und Experte zu Religion in Amerika, warnt vor vorschnellen Schlüssen. „Das Jerusalem-Kreuz per se macht ihn nicht zum christlichen Nationalisten“, so Hochgeschewnder. Dieses Zeichen werde von ganz anderen Institutionen verwendet, beispielsweise von den Grabesrittern. Anders sehe es aber bei dem Spruch „Deus Vult“ aus. „Da gibt es tatsächlich Beziehungen in das Lager weißer christlichen Nationalisten.“ Diese hätten damit etwas aus dem Mittelalter übernommen, das, laut Hochgeschwender „freundlich ausgedrückt – einen antiislamischen Unterton“ habe. Hochgeschwender betont aber, dass man den Kontext nicht kenne, in dem die Tattoos gestochen wurden. „Man sollte sie also nicht überinterpretieren, aber mit der gebotenen Vorsicht betrachten.“

Anti-christliche Strömungen im linksliberalen US-Spektrum 

Vorwürfe des designierten Vize-Präsidenten JD Vance, nach der die Kritik an Hegseths Tätowierungen antichristlich sei, stimmt Hochgeschwender teilweise zu. „Es gibt im linksliberalen US-Spektrum säkular-humanistische Strömungen, die ganz deutlich anti-christlich und vor allem anti-katholisch sind.“ Auf der anderen Seite könne man Hegseths Kritiker wenig Vorwürfe machen, da man einräumen müsse, dass zwei Dinge zusammengebracht worden seien, die man zumindest so lesen könne wie es die Linken täten. Wichtiger beim Vorwurf des Antichristlichen seien Kirchenschändungen oder Schändung kirchlicher Statuen.

Die „Tagespost“ hat mit Hochgeschwender auch über das katholische Wahlverhalten gesprochen, über Tugendethik und Soziallehre – und die Frage, ob Libertarismus katholisch sein kann. DT/sdu 

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