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Neonatalmediziner und Krankenpfleger in Belgien befürworten Infantizid

Eine neue Umfrage in der belgischen Region Flandern unter ärztlichen Fachkräften in der Neonatologie fand heraus, dass fast 90 % eine Euthanasie an Neugeborenen mit einer schweren - aber nicht tödlichen - Krankheit befürworten.
Schlafender Säugling
Foto: Cavan Images via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Schlafender Säugling

Das britische katholische Magazin Catholic Herald fasst die Ergebnisse der Befragung zusammen, die Anfang August unter dem Titel „Healthcare professionals‘ attitudes towards termination of pregnancy at viable stage“ im medizinischen Fachjournal „Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica“ veröffentlicht wurde.

Für die Tötung von Kleinkindern

Die Wissenschaftler verschickten ihre Fragen per Mail an Ärzte und Krankenpfleger, die an einer der acht Intensivstationen für Neugeborene in Flandern tätig und an „der Entscheidung für eine Spätabtreibung“ beteiligt sind. Mit Spätabtreibung („late termination of pregnancy“ – TOP) werden Abtreibungen bezeichnet, die nach dem Zeitpunkt der Lebensfähigkeit eines Kindes durchgeführt werden. In Belgien ist Abtreibung bis zur zwölften Woche der Schwangerschaft legal, bei fetalen Schäden oder einer Gefahr für das Leben der Mutter auch länger.

Auf die Umfrage antworteten 79 % der angemailten Personen. Etwa die Hälfte davon waren Ärzte, die anderen zählten zum Pflegepersonal. Sie wurden nach ihrer Meinung zu Spätabtreibungen an ungeborenen Kindern mit tödlichen Erkrankungen, mit schweren, aber nicht tödlichen Krankheiten, aber auch an gesunden ungeborenen Kindern von Müttern mit psychischen oder wirtschaftlichen Problemen befragt. Im Abstract der Studie heißt es: „Fast neun von zehn Befragten (89,1 %) stimmten zu, dass im Fall einer ernsthaften (nicht letalen) neonatalen Erkrankung die Verabreichung von Medikamenten mit der ausdrücklichen Absicht neonatales Leben zu beenden, zulässig sei“. Wobei „neonatal“ die ersten vier Wochen eines neugeborenen Kindes nach seiner Geburt bezeichnet.

Mehrheit für Spätabtreibungen

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Im Fall von ungeborenen Kindern mit einer tödlichen Erkrankung stimmten 100 % der Befragten einer Spätabtreibung zu: „Diese Zahlen sanken auf 95,6 % für den Fall ungeborener Kinder mit schweren, nicht-letalen Diagnosen. Fast einer von fünf Befragten – 19,8 % – stimmte zu, dass eine Spätabtreibung für eine Frau mit psychologischen Problemen zulässig sei, und 13,2 % sagten, dass sie bei einer Frau mit sozioökonomischen Problemen mit einer Abtreibung nach Erreichen der Lebensfähigkeit des Kindes einverstanden seien“, resümiert der Catholic Herold. Ärzte seien eher als das Pflegepersonal bereit gewesen, einer Spätabtreibung den Vorzug zu geben, als ein ungeborenes Kind, bei dem eine schwerwiegende Erkrankung diagnostiziert wurde, nach der Geburt palliativmedizinisch zu versorgen. Mehr als zwei Drittel der Ärzte, die auf die Befragung antworteten, sagten, dass sie einen „Fetozid bevorzugten“, im Vergleich zu 53,2 % der Pfleger.

Würde preisgegeben

Der katholische Theologe Charlie Camosy, Professor an der New Yorker Fordham University, sagte gegenüber CNA, er sei von diesen Zahlen angesichts der belgischen Förderung der Euthanasie für alte und kranke Menschen nicht geschockt: „Belgien ist ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn die grundsätzliche Gleichheit der Menschen und ihre Würde preisgegeben wird zu Gunsten eines utilitaristischen Kalküls darüber, was ein bestimmtes Leben nützlich und ein anderes für die Preisgabe und Entsorgung geeignet macht. Manchmal auch mit Gewalt“, sagte Camosy. Er bemerkte zudem, dass ein kürzlich in der New York Times erschienener Artikel belgische Krankenhäuser hervorgehoben habe, die es ablehnten, sich um ältere oder behinderte COVID-19-Patienten zu kümmern – trotz vorhandener Bettenkapazität. In diesem Zusammenhang, so fügte er hinzu, „ist es nicht überraschend, dass bestimmte neugeborene Babys nicht ‚zählen‘ und möglicherweise preisgegeben oder getötet werden“. 

In der Schlussfolgerung der belgischen Studie heißt es darüber hinaus: Ärzte und Pflegepersonal, die in Flandern Spätabtreibungen durchführen, „fordern eine Gesetzesänderung in Bezug auf aktive Lebensbeendigung in der fötalen und neonatalen Phase“. DT/ks

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