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Nach Massaker: Nigerias Kirchenvertreter beklagen fehlende Strafverfolgung

Nach dem Weihnachtsmassaker habe es Verhaftungen gegeben, aber keine umfassende strafrechtliche Verfolgung.
Flüchtlinge auf einem Kirchengelände der Diözese Pankshin
Foto: Kirche in Not | Flüchtlinge auf einem Kirchengelände der Diözese Pankshin.

Kirchenvertreter haben die fehlende Strafverfolgung nach dem Weihnachtsmassaker im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau kritisiert. „Wir haben von einigen Verhaftungen gehört, aber nicht von einer strafrechtlichen Verfolgung – sehr zur Frustration der Überlebenden“, erklärte der Leiter der Kommunikationsabteilung der Diözese Pankshin, Andrew Dewan, im Gespräch mit „Kirche in Not“. Der Priester sieht Parallelen zu anderen Gewaltakten an Christen: „Häufig werden die Angreifer verhaftet und später wieder freigelassen. Wir haben uns an diese Scharade gewöhnt.“

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Nach dem Massaker an den Weihnachtstagen hätten zahlreiche Überlebende in der Stadt Bokkos Zuflucht gesucht, dort gebe es jetzt bis zu 16 Flüchtlingscamps. Die meisten befänden sich auf Kirchengelände, sagte Dewan: „In solchen Situationen wenden sich die Menschen oft eher an die Kirche als an die Polizei, da sie kein Vertrauen in die staatlichen Institutionen haben.“ 

Weitere tödliche Angriffe in den letzten Tagen

Dem Priester zufolge habe es in den vergangenen Tagen weitere tödliche Angriffe in der ländlichen Region gegeben; die Menschen fühlten sich deshalb nicht sicher und zögerten mit einer Rückkehr. Kritik übt er auch an den stationierten Sicherheitskräften: „Es sind dieselben, die während der Anschläge keine einzige Kugel abgefeuert haben.“

Dewan bezeichnete Medienberichte, wonach das jüngste Massaker keine religiöse Komponente habe, sondern auf Landkonflikte zurückgehe, als „lächerlich“. Die Angreifer hätten gezielt christliche Gemeinden in dreißig Dörfern ins Visier genommen. Dass sich das jüngste Massaker an Weihnachten zutrug, werten viele Beobachter als weiteren Beleg für die religiöse Komponente dieses Konflikts. Zu den Opferzahlen gibt es unterschiedliche Angaben. Diese schwanken um die 200, einzelne Beobachter sprechen von bis zu 300 getöteten Personen.

Bei den mutmaßlichen Tätern soll es sich um Extremisten aus dem Nomaden-Stamm der Fulani handeln. Die mehrheitlich muslimischen Fulani stammen aus der Sahel-Region, die einst bewohnbar war und Weideland für Viehhirten bot, heute aber eine Wüste ist. Deshalb zogen sie weiter nach Süden. In Zentralnigeria kommt es immer wieder zu Übergriffen auf die Landbevölkerung.  DT/chp

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