Am Sonntag hat die Stadt Minneapolis auf ihrer Webseite die Zahl der bei dem Attentat auf die „Annunciation Catholic School“ verwundeten Personen auf 21 nach oben korrigiert. Ursprünglich hatten mehrere Medien von zwei toten Kindern und 18 Verletzten berichtet. Am vergangenen Mittwoch hatte ein 23-Jähriger das Feuer auf einen Gottesdienst der Schule eröffnet und sich anschließend selbst getötet.
Bewaffnet war der später als Robin Westman identifizierte Täter mit einem Sturmgewehr, einer Schrotflinte und einer Handfeuerwaffe. Nach Angaben der Polizei von Minneapolis wurden 116 Gewehrpatronen, drei Schrot-Hülsen sowie eine Pistolenhülse, die sich allerdings im Lauf der Waffe verklemmte, sichergestellt. Der Polizeichef der Stadt, Brian O'Hara, erklärte, dass es sich nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen bei Westman um einen Einzeltäter handelte.
Aus dem Tagebuch des Amokläufers geht hervor, dass er bereits in der siebten Klasse eine Faszination für Schulmassaker entwickelte. Auch glaubte der Täter laut den Einträgen, aufgrund von Rauchens an Krebs erkrankt zu sein. Eine seiner ehemaligen Lehrerinnen, Sarah Reely, beschrieb ihn auf der Social-Media-Plattform Facebook als „komisch“ und jemanden, der Hilfe benötigte, da sie anhand von Verletzungen an den Armen ihres ehemaligen Schülers Anzeichen für selbstverletzendes Verhalten festgestellt habe.
Ihrem Glauben voll verpflichtet
Laut einem Bericht des „Minnesota Star Tribune“ trennten sich die Eltern des Schützen im Jahr 2011. Die Nachbarn der Westmans gaben gegenüber der Tageszeitung an, dass die Familie ihrem katholischen Glauben voll verpflichtet war: Die Mutter des Attentäters, Mary Grace Westman, habe stets ein Kreuz getragen, viele Samstage seien der religiösen Erziehung der Kinder gewidmet worden, und das Haus sei ein Veranstaltungsort von Gebetstreffen gewesen. Zudem habe die Mutter des Attentäters an Protesten gegen Abtreibung vor Einrichtungen von „Planned Parenthood“ teil. Der Vater, James Westman, wurde von den Anwohnern als liebevoll, aber zugleich streng beschrieben.
Aus den online veröffentlichten Videos des Attentäters soll hervorgehen, dass dieser seinen Eltern gegenüber dankbar gewesen sei und ihnen versichert habe, nicht als Eltern versagt zu haben. Die Boulevard-Zeitung „New York Post“ berichtet gleichzeitig, dass aus dem Manifest des Täters hervorgehe, dass er seine Mutter für seine Tat verantwortlich mache, da sie ihm gegenüber Bedenken bezüglich einer Geschlechtsumwandlung geäußert habe : „In Zukunft wirst du zurückblicken und dir lächerlich vorkommen, wer du im Inneren bist. Du wirst es bereuen“, so zitiert Westman seine Mutter.
Mary Grace Westman stimmte laut Gerichtsakten zumindest der Namensänderung ihres Sohnes im Alter von 17 Jahren von „Robert“ zu „Robin“ durch eine Unterschrift zu. Sie begründete diesen Schritt dadurch, dass ihr Kind sich „als weiblich identifiziert und möchte, dass ihr Name diese Identifikation widerspiegelt“. Neben dem Disput mit seiner Mutter über die Geschlechtsumwandlung nennt der Täter auch den Konsum von Cannabis als weitere Ursache für seine Gewalttat.
Kugelfragment im Hals
Laut der Stadt Minneapolis werden die Verletzten voraussichtlich überleben. Dennoch bleiben nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden: Wie der US-Fernsehsender „NBC News“ berichtet, wurde im Hals eines Zehnjährigen ein Kugelfragment entdeckt, das nur knapp an der Halsschlagader des Jungen vorbeiging. Zwar gilt der Schüler, der dem Sender kurz nach der Attacke ein viral gegangenes Interview gegeben hat, als vollständig genesungsfähig. Er leidet jedoch nach Angaben seines Vaters seit dem Anschlag unter Angstzuständen und einer Lärmempfindlichkeit.
Bürgermeister Jacob Frey hat nach der Attacke Konsequenzen angekündigt und politische Maßnahmen gefordert: „Es wird eine verstärkte Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften rund um die Schulen geben.“ Zudem plädierte der Lokalpolitiker für ein Verbot von halbautomatischen Waffen sowie Magazinen mit einer großen Kapazität. Papst Leo XIV. sprach am Angelus am Sonntag von einer „Pandemie der Waffen“ und betete für die Opfer der Attacke. DT/jna
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