Der Marsch für das Leben in Köln hat auf Seiten der Pro-Choice Bewegungen heftige Reaktionen hervorgerufen. Es gab einen großen Aufmarsch von Gegendemonstranten, die bereits vor Beginn der Kundgebung auf dem Heumarkt eine aufgeheizte Stimmung aufwiesen. Der Pro-Familia-Stand wenige Meter hinter den Pro-Life-Ständen diente als Treffpunkt der Gegendemo. Auf den Flyern der Gegendemonstranten stand, dass der Marsch für das Leben von Fundamentalisten und Rechtsradikalen gefördert werde und auch aus solchen bestehe.
Augenzeugen berichten, dass eine Gegendemonstrantin sich gegen einen Mitdemonstranten wandte, den sie für einen Pro-Life-Aktivisten hielt. Sie ging ihn verbal aggressiv an und es kam zu Handgreiflichkeiten. Es entstand der Eindruck, die Stimmung auf der Pro-Choice-Seite sei von vornherein hitzig, aggressiv und stark emotional aufgeladen gewesen.
Route durchgestochen
Dieser Eindruck verstärkte sich dadurch, dass schon wenige Minuten nach Beginn der Kundgebung Gegendemonstranten die Absperrung der Polizei überschritten. Der Beginn des Demonstrationszuges verzögerte sich um etwa 45 Minuten aufgrund von Sitzblockaden der Gegenseite auf der Marschstrecke. Ein Routenplan, der der "Tagespost" vorliegt, zeigt, dass den Gegendemonstranten der Weg, den der Marsch für das Leben nehmen sollte, vorab bekannt war. Auf dem Plan waren Routen eingezeichnet, um an möglichst vielen Stellen den Demonstrationszug stören und blockieren zu können. Tatsächlich kam der Marsch gar nicht so weit, denn schon die zweite Blockade konnte von der Polizei nicht mehr aufgelöst werden.
Die beiden Fronten – der zum Stillstand gebrachte Marsch auf der einen und die laute Masse an Gegendemonstranten auf der anderen Seite – waren sich ungewöhnlich nah. Nur die Polizei, die an manchen Stellen stückweise zurückweichen musste, stand dazwischen. Neben den üblichen Parolen, etwa „Eure Kinder werden so wie wir“, „Raus aus Köln“ und „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“, gab es Drohgebärden und immer neue Versuche, die Polizeilinie zu durchbrechen. Zeitweise war die Polizei gezwungen, Schlagstöcken gegen die Pro-Choice-Demonstranten einzusetzen.
Messe gestört
Mehrere jugendliche Marschteilnehmer berichten von aggressivem Verhalten der Gegendemonstranten. Sie seien beschimpft worden, einer Jugendlichen sei eine der verteilten Rosen entwendet und zerstört worden. Andere Augenzeugen gaben an, man habe mit Tomaten und Eiern auf die Teilnehmer am Marsch für das Leben geworfen. Auf der Kundgebungsfläche auf dem Heumarkt hatten Gegendemonstranten in der Zwischenzeit Infostände zerstört und diesen besetzt. Zum Abschluss wurde der Heumarkt zwar notdürftig von der Polizei geräumt, die Störungen hielten jedoch an.
Nach Ende der Veranstaltung konnten die Teilnehmer den Heumarkt nur durch einen zwei Meter schmalen Korridor verlassen, den die Polizei freigeräumt hatte. Augenzeugen berichten, dass es am Ausgang des Platzes zu weiteren Ausschreitungen kam. Flyer und Fähnchen wurden den Demonstranten gewaltsam aus der Hand gerissen und zerstört, es kam zu Rangeleien und anderen handgreiflichen Auseinandersetzungen. Eine Heilige Messe, die im Anschluss an den Marsch in der Minoritenkirche stattfinden sollte, wurde ebenfalls massiv gestört. Die Gläubigen wurden am Betreten der Kirche gehindert. DT/mrc
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost ausführliche Berichte zum Marsch für das Leben in Köln und Berlin.