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Kohlgraf: Gewaltsamer Tod al-Bagdadis keine gerechte Strafe

Der Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi, Bischof Kohlgraf, kritisiert das Vorgehen gegen den ehemaligen IS-Chef al-Bagdadi. US-Präsident Trump macht er einen weiteren Vorwurf.
Pressekonferenz zu Angriff auf Al-Bagdadi
Foto: Andrew Harnik (AP) | Abu Bakr Al-Bagdadi wird auf einem Monitor gezeigt, während der US-General Kenneth McKenzie im Verteidigungsministerium über den Einsatz von US-Spezialkräften im Nordwesten Syriens informiert.

Der Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, zweifelt nach dem gewaltsamen Tod des ehemaligen IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi an der Gerechtigkeit der Strafe. Gegenüber dieser Zeitung betonte Kohlgraf, dass al-Bagdadi zwar für viel Unheil und den Tod vieler Menschen verantwortlich sei. Gleichzeitig verwies er auf die Haltung seines Vorgängers im Amt des Pax-Christi-Präsidenten, des emeritierten Fuldaer Bischofs Heinz Josef Algermissen. Dieser habe die gezielte Tötung von Personen kritisiert, die des Terrorismus beschuldigt werden, statt sie nach Gefangennahme einem rechtsstaatlichen Verfahren zu übergeben. Diese Kritik wolle er wiederholen, so der Mainzer Bischof.

Gewalt durch IS kein Ende gesetzt

 „Auch wenn Abu Bakr al-Baghdadi angesichts der militärischen Gegner selbst den Tod gewählt hat, kann ein solches Ende der Verfolgung nicht als Erfolg gewertet werden“, meinte Kohlgraf weiter. Auch vor dem Hintergrund, dass Papst Franziskus die Todesstrafe als legitime Verurteilung geächtet habe, könne man das Vorgehen gegen al-Bagdadi nicht als gerechte Strafe werten. Der Gewalt durch den sogenannten „Islamischen Staat“ sei damit ebenfalls kein Ende gesetzt.

Al-Bagdadi galt als der meistgesuchte Mann der Welt. Am 26. Oktober war er von einem US-Kommando im Nordwesten Syriens gestellt worden und tötete sich mithilfe eines Sprengstoffgürtels selbst. Am Donnerstag veröffentlichte das US-Verteidigungsministerium erstmals Fotos und kurze Videosequenzen des Einsatzes.

Kohlgraf: Trumps Reaktion verschlägt einem die Sprache

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Aus christlicher Sicht sei auch die Tatsache zu verurteilen, so Kohlgraf, wie der US-Präsident Donald Trump den Tod al-Bagdadis in den Medien präsentiert und kommentiert habe. „Der gewaltsame Tod eines Menschen darf niemals Grund zur Freude sein.“ US-Präsident Donald Trump hatte den Tod al-Bagdadis als großen Sieg im Kampf gegen den Terror dargestellt. Die Welt sei nun sichererer geworden, so Trump. Diese Reaktion „verschlägt einem die Sprache“, meinte Kohlgraf. „Einen Toten derart mit Häme und Spott zu überschütten, ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Dem Anliegen des Friedens diene wieder der gewaltsame Tod al-Bagdadis noch die Art der Veröffentlichung.

DT/mlu

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