Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Politik

Islamkonferenz muss Räume für Tabuthemen schaffen

Die Deutsche Islamkonferenz muss nach Ansicht von Islam-Expertin Sineb El Masrar Diskussionsräume für Tabuthemen schaffen.
Die Deutsche Islamkonferenz will Integration der Muslime fördern.
Foto: Kay Nietfeld (dpa) | Horst Seehofer spricht bei der Islamkonferenz. Foto: Kay Nietfeld/dpa.

Im Interview der "Welt" nannte die Islam-Expertin Sineb El Masrar die folgenden drei Tabuthemen der muslimischen Gesellschaft: "Man kann nicht frei über die Familie sprechen, man kann nicht frei über Sexualität sprechen, und man kann nicht über das Thema Islam sprechen."

El Masrar: Islam geht nicht auf die Bedürfnisse der hier lebenden Muslime ein

El Masrar zeigte sich überzeugt, dass "eine Mehrheit der Muslime mit den Denk- und Sprachverboten enorm hadert". Sie wollten einen Aufbruch und Emanzipation. Vor einer Diskussion über die Ausbildung von Imamen für Moscheen in Deutschland müsse man daher "klären, welche Inhalte die deutschen Institute die Imame lehren werden", sagte die Deutsch-Marokkanerin.

Am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, wo eine Imam-Ausbildung eingerichtet werden soll, könne sie "leider keinen Islam erkennen, der auf die Bedürfnisse der hier lebenden Muslime eingeht", kritisierte die Publizistin. "Wie steht es um bireligiöse Ehen von Muslimas? Wird es den Imam-Segen geben? Wenn nein, warum?", fragte sie und fügte hinzu: "Und lernen die Studenten, dass es auch säkulare Strömungen im Islam des 19. Jahrhunderts gab, die Forderungen nach einer Trennung von Staat und Religion erhoben? Wie verhält man sich zum Islamismus?"

Türkische und iranische Verbände hemmen Integration

Die Forderung nach deutschsprachigen Imamen werde hingegen überschätzt: "Es waren deutschsprachige Salafistenprediger, die bei den ihrer Muttersprache nicht mehr mächtigen Migranten-Nachkommen den Islamismus verbreitet haben. Deutsch ist darum nur bedingt ein Schlüssel zur besseren Integration."

Angesprochen auf türkische und iranische Verbände wie Ditib, Milli Görus und den Dachverband der schiitischen Gemeinden in Deutschland sagte El Masrar: "Mit denen funktioniert es nicht." Das zeige sich zum Beispiel bei Vertretern dieser Organisationen in Hochschulbeiräten. Wenn es um die Besetzung von Fakultäten gehe, würden Ängste geschürt. Letztlich werde so auch die Wissenschaft behindert.

KNA / DT (jobo)

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Integration Islam Islamismus Islamkonferenzen Muslime

Weitere Artikel

Noch immer werden rund 90 Prozent der Imame aus dem Ausland entsandt. Dies gilt vor allem für die Türkei.
06.08.2023, 09 Uhr
Heinrich Wullhorst

Kirche

Die jetzt beginnende Weltsynode ist ein Paradebeispiel für eine selbstbezügliche Kirche. Bei allem Gerede schiebt sich eine Frage in den Vordergrund: Wer wird nächster Papst?
01.10.2023, 12 Uhr
Guido Horst
Franziskus bestellt sein Haus: 18 neue Teilnehmer für ein mögliches Konklave. Die übergroße Mehrheit des „roten Senats“ besteht aus „Bergoglianern“.
30.09.2023, 15 Uhr
Meldung
Die Frage der Finanzierung des Folgegremiums zum Synodalen Weg scheint immer noch unsicher zu sein. Konkrete Antworten, wer wieviel zahlen wird, gibt es nicht.
29.09.2023, 11 Uhr
Peter Winnemöller