Immer wieder veröffentlicht die britische Hilfsorganisation Oxfam Berichte über die eklatante globale Ungleichheit, wonach 42 Milliardäre angeblich so viel besitzen wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. „In der Wurzel ungerecht“ nennt Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ (vgl. Zweites Kapitel, Nr. 50-60) unser Wirtschaftssystem. „Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht.“ Der Papst kritisiert eine Tyrannei des „vergötterten Marktes“, in der Korruption und Egoismen herrschen. Der Pontifex fordert eindringlich: Nein zu einer Wirtschaft der Ausbeutung, Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt, Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und ein Nein zur Vergötterung des Geldes, welches regiert, anstatt zu dienen.
Wie stehen Wirtschaftsexperten aus der Kirche zur Kapitalismuskritik des Papstes? Kann man als Christ auch andere finanzpolitische Auffassungen vertreten als die vom Papst? „Selbstverständlich kann man als Christ viele finanzpolitische Auffassungen vertreten“, meint Professor Martin Rhonheimer, Gründungspräsident des Austrian Institute of Economics and Social Philosphy mit Sitz in Wien. „Der Papst hat geschrieben, er besitze in diesen Fragen kein Wahrheitsmonopol. Jeder Katholik darf deshalb über solche Fragen denken, wie es ihn gut dünkt. Ich teile Papst Franziskus' Ziel einer globalen Überwindung der Armut. Ich bin überzeugt – und die Geschichte wie auch die Gegenwart scheinen das zu beweisen –, dass der Weg dazu Kapitalismus, Marktwirtschaft und freies Unternehmertum heißt, vorausgesetzt, dass sie in eine gesicherte, das Eigentum schützende Rechtsordnung mit klaren, für alle geltenden Regeln eingebunden sind.“
Die vollständige zweiteilige Kontroverse lesen Sie in der Tagespost vom 1. März 2018. Am 8. März antwortet der Jesuit Jörg Alt zum Thema globale Ungleichheit und Kapitalismuskritik.
DT/bwi