Die deutsche Lebensrechtsbewegung trauert um einen ihrer profiliertesten Vertreter: Martin Lohmann, geboren am 14. März 1957 in Bonn, gestorben am 24. November 2025 im Alter von 68 Jahren. Der langjährige Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht prägte als bekanntes Mediengesicht wie kaum ein anderer die öffentliche Debatte um den Schutz des ungeborenen Lebens – vielen war er mit seiner unerschütterlichen Aufrichtigkeit und Klarheit ein Vorbild. Sein Einsatz für das Leben war dabei lebendiger Ausdruck seines Glaubens an einen Gott, der jedes Leben kennt und liebt – vom ersten Augenblick bis in die Ewigkeit.
Nach dem Abitur am Aloisiuskolleg in Bonn studierte Lohmann Geschichte, Katholische Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn, und wandte sich früh dem katholischen Journalismus zu. Stationen wie der „Rheinische Merkur“, wo er Ressortleiter und stellvertretender Chefredakteur war, die Chefredaktion der „Rhein-Zeitung“ und seine Tätigkeit als Moderator der „Münchner Runde“ formten ihn zu einem streitbaren, medienerfahrenen Anwalt des Lebensrechts.
In kirchlichen und karitativen Strukturen engagiert
Neben seinem publizistischen und verbandlichen Wirken engagierte er sich in kirchlichen und karitativen Strukturen, etwa im Ritterorden vom Heiligen Grab und im Deutschen Verein vom Heiligen Lande, und setzte sich für soziale Projekte im Heiligen Land ein. Dass ihm die Verpflichtung zu sozialem Handeln nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Politik und Wirtschaft ein Herzensanliegen war, bewies er nicht nur durch seine Tätigkeit als stellvertretender Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), sondern auch als Mitglied der CDU.
Lohmann gehörte zu den Gründern des Kardinal-Höffner-Kreises, eines zunächst losen Zusammenschlusses von Unionspolitikern, der sich schnell zu einem Forum engagierter Christen an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft entwickelte. Die Achtung der Menschenwürde, so seine Überzeugung, ist der Maßstab, an dem Fortschritt und Humanität einer Gesellschaft gemessen werden. So manche Entwicklung, die andere als fortschrittlich und segensreich betrachteten, sah er daher frühzeitig kritisch und wandte sich mit klaren Worten dagegen, auch wenn er dafür als „fortschritts- oder frauenfeindlich“ bezeichnet wurde. Das „Ja zum Leben“ war für ihn eben nicht nur ein Slogan, sondern Grundlage für gesellschaftliches, politisches und wirtschaftliches Handeln. Dieses „Ja“ war ihm Bekenntnis und Verpflichtung zugleich – es war sein Lebensprogramm.
Lohmann war über viele Jahre eines der prägenden Gesichter der deutschen Lebensrechtsbewegung, vor allem als Vorsitzender des Bundesverbands Lebensrecht (BVL) und als katholischer Publizist. Mit Fug und Recht darf man ihn als einen Anwalt für das Lebensrecht vom Anfang bis zum natürlichen Tod bezeichnen, der seine publizistische Begabung konsequent in den Dienst dieser Sache gestellt hat. In Artikeln, Vorträgen, Talkrunden und Debatten hat er unermüdlich wiederholt, dass jedes menschliche Leben – ungeboren, krank, alt oder schwach – einen unantastbaren Wert besitzt und dass eine humane Gesellschaft daran gemessen wird, wie sie mit ihren Schutzbedürftigsten umgeht.
Gast bei Günther Jauch, Markus Lanz und Frank Plasberg
Mit seiner Wahl zum Vorsitzenden des Bundesverbands Lebensrecht im Jahr 2009 übernahm er Verantwortung für den wichtigsten Dachverband der deutschen Lebensschutzorganisationen. Unter seiner Führung gewann der „Marsch für das Leben“ in Berlin an Sichtbarkeit und Teilnehmerzahl; der BVL wurde zunehmend als feste Stimme in gesellschaftlichen und politischen Debatten um Abtreibung, Pränataldiagnostik und assistierten Suizid wahrgenommen. Als Journalist und Publizist brachte er diese Themen in Medienformate, die sonst um Lebensrechtler einen Bogen machen – so war er Gast bei Günther Jauch, Markus Lanz oder Frank Plasberg und scheute nicht davor zurück, unerschrocken die Wahrheit zu sagen: Ein Mensch ist ein Mensch von Anfang an. Seine Würde ist unantastbar.
Dabei wusste Martin Lohmann, wie mühsam es ist, die Wahrheit über Fragen des Lebensrechts konsequent und nachvollziehbar zu vertreten. Zwar war er zutiefst überzeugt, dass klare Positionen niemals mit Verurteilung von Menschen verwechselt werden dürfen. Dass er dabei stets auch den Blick auf die Nöte der Menschen hatte, haben seine Kritiker aber nicht unbedingt sehen wollen. Logische und moralische Zusammenhänge, so Lohmann im Gespräch mit einem Journalisten des Focus, hätten manchmal Mühe, sich ihren Weg in Herz und Verstand zu bahnen – und gelegentlich, so Lohmann selbstkritisch, liege dies daran, welche Formulierungen gewählt wurden.
Im Rückblick auf kontroverse Auftritte betonte er, dass er das Verständnis für Menschen in Not stärker sichtbar machen müsse; er war stets bereit zur Selbstkritik in aller Öffentlichkeit und zur Vertiefung seines eigenen Maßstabs der Barmherzigkeit. Aus Sicht der Lebensrechtsbewegung verbindet sich mit seinem Namen deshalb nicht nur die kompromisslose Verteidigung des Lebensrechts, sondern auch das Ringen darum, Wahrheit und Liebe zusammenzuhalten – in der Öffentlichkeit, in der Kirche, in unserer Gemeinschaft und im persönlichen Umgang mit Betroffenen. Nicht nur in diesem Punkt ist Martin Lohmann ein großes Vorbild.
Die Lebensrechtsbewegung ist ihm zu Dank verpflichtet
Martin Lohmanns Tod ist schmerzlich, viele von uns haben ihn und seine Familie in den letzten Tagen seines Lebens intensiv im Gebet begleitet. Er wusste: Nur wenn eine Gesellschaft die Würde jedes Einzelnen achtet und schützt, kann sie sich als zivilisiert verstehen. Grenzt sie bestimmte Menschen aus oder stellt deren Würde infrage, verliert sie ihren zivilisatorischen Anspruch. Für die deutsche Lebensrechtsbewegung steht am Ende seines Lebens nun vor allem der Dank für einen Mann, der niemals müde wurde, diese Wahrheit zu vertreten.
Die Autorin ist Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle" (ALfA).
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