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„Fridays for Future“ hat ein Antisemitismus-Problem

Klimakids auf Abwegen: „Fridays for Future“ hat ein Antisemitismus-Problem.
Klimaprotest Fridays for Future - Stuttgart
Foto: Christoph Schmidt (dpa) | "System change not Climate change" und "Save our planet - Save our Future" steht auf Schildern von Demonstranten, die an einer Protestaktion von Fridays for Future in Stuttgart teilnehmen.

Luisa Neubauer ist zwar nicht die offizielle Vorsitzende von Fridays for Future, denn einen solchen Posten gibt es in der sogenannten Graswurzelbewegung nicht, aber sie ist zweifelsohne die prominenteste Vertreterin in Deutschland. In dieser Rolle war sie Anfang Mai zur Talkshow von Anne Will geladen, bei der sie krude Antisemitismusvorwürfe in Bezug auf den ehemaligen Verfassungsschutz-Chef und jetzigen CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen formulierte – Vorwürfe, deren Beweis sie bis heute schuldig bleibt. Doch auf unhaltbare Antisemitismusvorwürfe hätte die Klimaschützerin besser verzichten sollen: Denn Fridays for Future (FFF) hat selbst ein gewaltiges Problem mit Antisemitismus in den eigenen Reihen.

FFF fordert Solidarität mit Palästinensern

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Auf dem internationalen Instagram-Profil von Fridays for Future wurden jüngst Aufrufe getätigt, sich mit den Palästinensern zu solidarisieren. Mehr noch – Fridays for Future teilte Posts einer anderen Instagram-Seite, die sich offen mit der BDS-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions) zeigt. Die BDS-Kampagne indes ruft zum ökonomischen und kulturellen Boykott Israels auf und wird ganz eindeutig dem antisemitischen Spektrum zugeordnet. Der deutsche FFF-Ableger distanzierte sich später zwar von diesem Post seiner internationalen Mutter-Organisation, doch sollte es bei dieser einen Entgleisung nicht bleiben.

Bei Twitter verbrüderte sich nämlich der internationale Fridays-for-Future-Kanal mit den „kolonialisierten“ Palästinensern, die, so FFF weiter in ihrem Posting, „vom israelischen Staat und seinen Streitkräften getötet, terrorisiert und unterdrückt werden“. Des Weiteren meldete sich niemand Geringeres als Greta Thunberg zu Wort. Am 10. Mai teilte sie bei Twitter einen Post, der unter anderem mit dem Hashtag #GazaUnderAttac den Israelis pauschal Kriegsverbrechen vorwirft. Für Irritationen sorgt hierbei nicht nur der Vorwurf der Kriegsverbrechen, sondern auch der genutzte Hashtag. Schließlich war nicht nur Gaza „under attac“, wie der Hashtag suggeriert, sondern Israel wurde mindestens im gleichen Maße Opfer von Angriffen. Über 4.300 Raketen sind im derzeit ruhenden Konflikt innerhalb von etwa anderthalb Wochen auf Israel abgefeuert worden.

Einseitige Solidarisierungen, mittelbare Verbrüderungsaktionen mit antisemitischen Organisationen, Reduktion der Komplexität des Konfliktes auf einen Täter und ein Opfer – das ist bestenfalls naiv und im schlimmsten Falle gezielt antisemitisch.

Bärendienst für echten Klimaschutz

Doch fällt Fridays for Future nicht zum ersten Mal mit politischen Positionen auf, die mit der Sorge um das Klima nichts mehr gemein haben. Es reicht ein Blick auf den offiziellen Twitter-Account von Fridays for Future, um zu sehen, dass aus den ehemaligen Klimakids inzwischen knallharte linke Akteure geworden sind. Mal wird sich mit „queeren Menschen“ gegen „Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ verbündet, mal gegen „koloniale Ausbeutung“ kapitalistischer Großkonzerne gewettert. Hier wird sich eingereiht in den „breiten antifaschistischen Protest“, dort schwärmt ein Schüler im Che-Guevara-T-Shirt vom ersten Mai als internationalem „Arbeiter:innen-Kampftag“. Man könnte meinen, dass all dies mit Klimaschutz nicht mehr viel zu tun hat, aber Fridays for Future sieht hierin einen Zusammenhang: „Die Klimakrise lässt sich nicht bekämpfen, ohne die darunterliegenden Ungerechtigkeiten anzugehen“, twitterte der FFF-Deutschland-Account vor wenigen Wochen. Schuld an der Erderwärmung scheinen demnach ökonomische und soziale Ungerechtigkeiten. Aus diesem Narrativ folgt, dass der Klimawandel nur aufzuhalten ist, wenn das derzeitige Wirtschafts- und Gesellschaftssystem überwunden wird.

Unterwandert von linksradikalen Kräften

Aus dem Engagement für Klimaschutz ist ein antifaschistischer, antikapitalistischer, genderneutraler Kampf gegen allerlei vermeintliche Ungerechtigkeiten geworden. Diese Radikalisierung mag auch damit zu tun haben, dass die FFF-Bewegung offenbar gezielt von linksradikalen bis -extremistischen Kräften unterwandert worden ist, wovor etwa das Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg bereits 2019 gewarnt hatte. „Damit verwässert und schwächt man das eigentliche Anliegen, Politik und Gesellschaft zu mehr Klimaschutz zu bewegen", beurteilt Prof. Dr. Wolfgang Merkel von der Humboldt-Universität Berlin gegenüber dem Berliner Tagesspiegel diese jüngsten Stellungnahmen im Israel-Hamas-Konflikt. Fridays for Future wird damit für Bürgerliche immer unattraktiver. Jungen Christen, denen Gottes Schöpfung am Herzen liegt, bietet Fridays for Future jedenfalls keinen Platz mehr.

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