Versuche der irakischen Regierung, die chaldäisch-katholische Kirche zu enteignen und entmachten, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt. Das Regime versuche seit einiger Zeit, christlichen Milizen kirchliches Eigentum zuzuschanzen. Diese Milizen, die 2014 zur Bekämpfung des „Islamischen Staates“ (IS) gegründet wurden, stehen nach Angaben der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation unter Kontrolle der Regierung in Bagdad, die auch ihren Sold bezahlt.
Nur ein Vorwand
„Die Zentralregierung instrumentalisiert diese Milizen, um die seit Jahrhunderten bewährten Strukturen der chaldäischen Kirche zu brechen. Diese Einmischung in inner-christliche Angelegenheiten geschieht ohne Rückhalt der christlichen Gemeinde im Irak und wird Konflikte stiften“, erklärte GfbV-Nahostexperte Kamal Sido.
„Die Behauptung der Regierung, sie wolle Staat und Religion trennen, ist nicht mehr als ein Vorwand.“ Tatsächlich seien Teile der Regierung eng mit schiitischen Klerikern aus dem Iran verbandelt, und andere mit sunnitischen Machthabern aus der Türkei. Das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, Patriarch Louis Raphael Sako, hat den Angaben zufolge angekündigt, seinen Sitz in Bagdad zu verlassen und sich in ein Kloster in Irakisch-Kurdistan zurückzuziehen. Mit diesem Schritt wolle der höchste Würdenträger der Christenheit im Irak die Einmischung der irakischen Zentralregierung protestieren. DT/chp
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