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CDU-Parteitag: Viel Lärm um nichts?

Armin Laschet ist jetzt neuer CDU-Vorsitzender. Aber ändert sich dadurch irgendetwas? Wenn er wirklich seine Partei zusammenführen will, dann muss er schnell auf das Merz-Lager zugehen.
Armin Laschet ist neuer CDU-Vorsitzender
Foto: Michael Kappeler (dpa) | NRW-Ministerpräsident und Kandidat um den Parteivorsitz, Armin Laschet, spricht beim digitalen Bundesparteitag der CDU.

Armin Laschet ist neuer CDU-Vorsitzender. Wenn er es mit seiner Botschaft, er wolle die Partei zusammenführen, wirklich ernst meint, muss er nun ziemlich schnell Signale in Richtung Merz-Lager senden. Dort ist die Frustration nun extrem hoch, obwohl das Ergebnis nicht überraschend ist. Dass ein Großteil der Röttgen-Unterstützer im 2. Wahlgang für Laschet stimmen würde, ist nicht verwunderlich. Wenn Friedrich Merz mehr Wähler aus dieser Fraktion für sich hätte gewinnen wollen, hätte er in seiner Rede mehr Brücken in diese Richtung bauen müssen.

Merz hat Probleme mit Bewerbungsreden

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Überhaupt, die Reden: Merz, der ja einen Ruf als starker Rhetoriker zu verlieren hat, hat mit Bewerbungsreden offenbar Probleme. Schon 2018 enttäuschte er auf dem Parteitag. Diesmal war es zwar besser. Merz bemühte sich, Führungskraft zu demonstrieren, aber irgendwie war die Luft raus. Die beste Rede hat Norbert Röttgen gehalten. Er hat zumindest von einer "christdemokratischen Idee" gesprochen, wenn er dann auch bei der Ausführung schnell ins Phrasenhafte abgeglitten ist. Aber, immerhin. Armin Laschet setzte dagegen nur auf Emotionen - auf Anekdoten um seinen Bergmann-Vater, Lob für die Kanzlerin, kurz: "Versöhnen statt spalten" "kein "Blut und Eisen".

 Die rheinische Behaglichkeit mag den Delegierten das Herz gewärmt haben, und auch draußen im Land wirkt das sicherlich sympathisch. Laschet präsentierte sich als die rheinische Variante von Angela Merkel; wird es künftig schunkeln statt Raute heißen? Damit kann man vielleicht Wahlen gewinnen, aber eben nur wenn das Stammklientel weiter still erträgt, dass sich die CDU um sie nicht kümmert. Weil die Spitze immer noch davon ausgeht, dass sie sowieso bei der CDU ihr Kreuz machen. "Augen zu, CDU" - der Spruch ist nicht neu. Aber Laschet müsste merken, dass diejenigen, die im Zweifel an der Wahlurne eine Auge zudrücken, immer weniger werden. 

Schnell Friedrich Merz die Hand reichen

Wenn Armin Laschet zeigen will, dass er nicht nur für den Status quo steht, nicht bloß eine Angela Merkel 2.0 ist, dann muss er schnell Friedrich Merz die Hand reichen und ihm eine zentrale Stellung in seinem Team geben. Und schließlich: Fernab von dem Trubel in der CDU sitzt Markus Söder in München und schaut sich positive Umfragewerte an. Egal wie es jetzt in der Schwesterpartei weitergeht, er bleibt ersteinmal der schwarze Joker für das Kanzleramt. 

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Sebastian Sasse Armin Laschet

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