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Bundesärztekammer fordert „umfassendes Suizidpräventionsgesetz“

Mehr als 10.000 Menschen starben 2023 hierzulande durch Suizid. Die ALfA-Bundesvorsitzende sieht in der Förderung von Familien eine wirksame Suizidprophylaxe.
Depressive Jugendliche
Foto: Heline V (imago stock&people) | „Menschen, die sich suizidieren, wollen nicht sterben, sondern nur so wie bisher nicht mehr weiterleben“, sagt die ALfA-Vorsitzende Cornelia Kaminski. Symbolbild: depressive Jugendliche.

„Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und illegale Drogen zusammen. Viele dieser tragischen Todesfälle wären durch eine bessere Vorsorge vermeidbar. Die Bundesregierung muss der im Frühjahr vorgestellten nationalen Suizidpräventionsstrategie nun endlich ein umfassendes Suizidpräventionsgesetz folgen lassen, wie es der Deutsche Bundestag im vergangenen Jahr fast einstimmig gefordert hat.“ Das erklärte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, gestern anlässlich des weltweiten Suizidpräventionstags in Berlin.

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Nur die gesetzliche Verankerung der Suizidprävention könne für die notwendige dauerhafte finanzielle Absicherung der einzelnen Maßnahmen sorgen, so der BÄK-Präsident. „Der erste Schritt für eine erfolgreiche Suizidprävention“ sei es, „das Schweigen über die Todessehnsucht zu brechen, soziale Isolation zu überwinden und professionelle Hilfe zu organisieren“. Reinhardt: „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, Menschen in suizidalen Krisen die Hilfe zu bieten, die sie dringend benötigen.“

Kaminski: Solide Ursachenforschung dringend notwendig

Laut dem Statistischen Bundesamt starben 2023 rund 10.300 Menschen in Deutschland durch die eigene Hand. „Das sind Zahlen, die uns aufrütteln müssen. Vor allem auch deswegen, weil die Suizidforschung zu dem Ergebnis kommt: Menschen, die sich suizidieren, wollen nicht sterben, sondern nur so wie bisher nicht mehr weiterleben“, erklärte die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Cornelia Kaminski, in Augsburg. Änderten sich „ihre Lebensbedingungen“, kehre auch der „Lebenswille“ zurück. „Hohe Suizidzahlen sind kein unabwendbares Schicksal, das von der Politik schulterzuckend zur Kenntnis genommen werden kann, sondern ein schrilles Alarmsignal, das den Gesetzgeber dringend zur Handlung aufruft“, so Kaminski.

„Besonders alarmierend“ sei, dass „bei den Zehn- bis unter 25-Jährigen Selbsttötung die häufigste Todesursache war. Fast jeder fünfte Todesfall in diesem Alter war ein Suizid.“ Hier sei „eine solide Ursachenforschung“, die auch „vor unangenehmen Fragen“ nicht zurückschrecke, „dringend notwendig“. Dazu gehöre auch die Frage, „ob ein Staat, der die Institution Familie immer mehr in Bedrängnis“ bringe, damit nicht „Bastionen schleift“, die Suizide verhindern könnten.

Intakte Familien können gegen Suizidalität immunisieren

Kaminski: „Intakte Familien sind wie geschaffen dafür, Menschen gegen Suizidalität zu immunisieren. Sie bieten Geborgenheit und schützen vor Vereinsamung. Hier müssten dringend neue Wege gefunden werden, um Ersatzstrukturen zu schaffen – es sei denn, die Bundesregierung besinnt sich ihrer verfassungsgemäßen Pflichten aus Art. 6 Abs. 1 GG und lässt dem natürlich gewachsenen Sozialverband, der die Familie ist, nicht nur die angemessene Wertschätzung, sondern auch die notwendige finanzielle Absicherung zukommen.“ „Zuwendung, Anteilnahme, tatkräftige Hilfe und Unterstützung“ würden in Familien „ganz ohne aufwändige und kostenintensive Schulungen durch Fachkräfte selbstverständlich gelebt. Dies anzuerkennen und die Familien zu stärken sollte daher der erste Schritt der Suizidprävention sein“, so Kaminski weiter. (DT/reh)

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Meldung Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V. Deutscher Bundestag Klaus Reinhardt Lebensschutz

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