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„Black lives matter“ – ein Konformismus wie jeder andere?

Indem die Franzosen sich mit der internationalen Bewegung „Black lives matter“ solidarisieren, importieren sie selbst „Rassenthesen“, mit denen Frankreich nichts zu tun habe, meint das französische Monatsmagazin „Causeur“.
Nach dem Tod von George Floyd - Compton
Foto: Marcio Jose Sanchez (AP) | Demonstranten nehmen an einem Protestmarsch teil.

In Zusammenhang mit den gegenwärtigen Antirassismus-Protesten spricht das französische Monatsmagazin Causeur von einer Neigung unserer Generation, auf die jeweils aktuellen Modeerscheinungen aufzuspringen, was jedoch „bedenklich“ sei. Der Tod von George Floyd sei „selbstverständlich widerwärtig“, und es müsse Gerechtigkeit geschaffen werden. Vor einigen Tagen habe man noch nicht einmal gewusst, wo sich Minneapolis – der Ort des Geschehens – auf der Landkarte eigentlich befinde: Doch „urplötzlich sind wir zu antirassistischen Aktivisten geworden, die von dem Gedanken der sozialen Gerechtigkeit, der Gleichheit der Rassen und des ‚weißen Privilegs‘ besessen sind“. Aber, so fragt Causeur weiter, geschieht dies deshalb, „weil wir wirklich bewegt sind oder weil wir nicht anders als nur im Rudel denken können? Rassismus ist böse, Mord ist böse“, doch wenn wir bestimmte Nachrichten auf den sozialen Netzwerken weiterleiteten, „spüren wir ein tiefes Gefühl des Narzissmus (denn es ist die Großartigkeit unserer Seele, die uns bewegt) und geben jeglichen kritischen Geist auf“.

„Black Lives Matter“

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„Natürlich zählen schwarze Leben, natürlich ist Rassismus unerträglich und natürlich muss der Mörder von George Floyd bestraft werden“. Doch Black Lives Matter versuche, „durch eine Rassisierung der Debatte zurück in eine frühere Zeit zu führen“, indem jeder auf seine Hautfarbe reduziert werde „und indem aus unserer ‚Rasse‘ eine Identität gemacht wird, wogegen die wahren Antirassisten seit Jahrzehnten gekämpft haben“. Doch Posts oder Nachrichten zu teilen, in denen die Nicht-Weißen als von „Rassendiskriminierung“ Betroffene bezeichnet werden, sei „nicht unbedingt ein Fortschritt. Berauscht von dem Gedanken unserer moralischen Überlegenheit verlieren wir jegliche Sorge um die Schlüssigkeit“ unserer Argumente. Die Anweisung, nach einem islamistischen Attentat nicht zu pauschalisieren, sei nun zu „einer Pflicht zur Pauschalisierung geworden, wenn es sich um einen von einem Weißen verübten Mord handelt. Wir reduzieren damit die Weißen (die zwangsläufig Rassisten sind) und die Schwarzen (die zwangsläufig Opfer sind)“. Doch indem „wir uns aus Konformismus zu nützlichen Idioten der amerikanischen extremen Linken machen, setzen wir uns nicht im Geringsten gegen den Rassismus ein – im Gegenteil“.

Der Causeur resümiert: „Achten wir einfach nur darauf, uns einen kritischen Geist zu bewahren, nicht alles blind weiterzuverbreiten, was die Begriffe Gleichheit, Ökologie, soziale Gerechtigkeit oder Antirassismus beinhaltet. Vergewissern wir uns auch, dass unsere Emotionen tatsächlich dem entspringen, was wir anprangern, anstatt dem Bewusstsein einer moralischen Überlegenheit oder unserer Gewissheit, dem Lager der Guten anzugehören“.

 

DT/ks

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