Politik

Algermissen: Organspende muss freiwillig bleiben

Der emeritierte Fuldaer Bischof lehnt die zur Diskussion stehende Widerspruchslösung beim Thema Organspende ab. Sie verstoße gegen das Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrecht.
Algermissen gegen Widerspruchslösung
Foto: Jens Kalaene (ZB) | Als im Grunde unverantwortlich bezeichnet Algermissen in seinem Gastbeitrag die Annahme eines allgemeinen gesellschaftlichen und staatlichen Verfügungsrechts über den menschlichen Körper.

Der emeritierte Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hat die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vorgeschlagene Widerspruchslösung beim Thema Organspende kritisiert. In einem Gastbeitrag für die „Tagespost“ verweist Algermissen auf eine Erklärung der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2015. Diese erinnere daran, „dass der in der modernen Medizinethik zu Recht stark betonte Wert der Patientenautonomie und des damit verbundenen Selbstbestimmungsrechts des Patienten auch im Fall der postmortalen Spende lebenswichtiger Organe zu berücksichtigen ist“. Wie alle anderen medizinischen Interventionen, so heißt es weiter, sollte auch die Explantation von Organen und Geweben an die ausdrückliche Zustimmung des Spenders gebunden werden.

Zudem weist Algermissen darauf hin, dass der erwartete Erfolg der Widerspruchsregelung auf der Annahme beruhe, „dass die Unwissenheit oder die Unfähigkeit zur aktiven Entscheidung ausgenutzt wird, um die Zahl der zur Verfügung stehenden Organe zu erhöhen“. Dies unterlaufe jedoch den Ansatz der Freiwilligkeit der Organspende und stelle damit einen erheblichen Eingriff in die Persönlichkeits- und Selbstbestimmungsrecht dar.

Als im Grunde unverantwortlich bezeichnet Algermissen in seinem Gastbeitrag die Annahme eines allgemeinen gesellschaftlichen und staatlichen Verfügungsrechts über den menschlichen Körper, auf die sich eine Widerspruchslösung zwangsläufig berufen müsse. „Als ,Spende' muss die Organspende vollständig freiwillig sein und auf Dauer bleiben“, fordert der emeritierte Fuldaer Bischof.

Zuvor hatte sich bereits der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger im Gespräch mit der "Tagespost" gegen die zur Debatte stehende Widerspruchslösung ausgesprochen.

Der emeritierte Fuldaer Bischof ist gegen die Widerspruchslösung beim Thema Organspende. Wie Algermissen die Zahl der Spender erhöhen will, erfahren Sie in seinem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 31. Oktober.

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