Die Explosion im Hafen Beiruts am 4. August hat dem Libanon die letzten Chancen auf einen Aufschwung genommen. Nach der landesweiten sozialen Revolution und den Auswirkungen des Coronavirus hat die Explosion viele zur Auswanderung veranlasst. „Wer über Geld und einen ausländischen Pass verfügt, geht weg, aber die Armen werden hier sterben“, bedauert Pater Nikolas, Pfarrer der Erlöserkirche, die bei der Explosion ihr Dach verlor.
„Die Explosion hat uns in Angst und Schrecken versetzt“
Ladenbesitzer Bourj Hammoud
Der Ladenbesitzer Bourj Hammoud hat seit zwei Monaten nichts verkauft. „Die Lage ist schlimmer als im Krieg. Damals konnten wir noch arbeiten, jetzt aber überhaupt nicht mehr. Die Revolution hat am Ende nichts gebracht, und die Pandemie hat das wenige, was noch übrig war, zunichte gemacht. Obendrein hat uns die Explosion in Angst und Schrecken versetzt“, berichtet Hammoud.
„Zehn Prozent der Bevölkerung dieses Viertels haben es verlassen“, so Pater Nikolas. „Ich kann nichts tun, um sie aufzuhalten, weil ich ihnen nicht die Sicherheit geben kann, die sie möchten. Es gibt immer noch Menschen, die Hoffnung haben, aber es wird immer schwieriger. Denen, die bleiben wollen, müssen wir Hoffnung geben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen in der Dunkelheit, in der wir leben, ein Licht zu geben. Es gibt kein Christentum ohne Kreuz“, betont er. DT/vwe
Warum der Libanon mehr als ein Land ist und in der arabischen Welt eine einzigartige Rolle spielt, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.