Professoren sind Bekenner, zumindest vom Wortsinne hier. Solche Bekenner braucht eine lebendige Demokratie: Menschen, die sich mit Sachthemen auseinandersetzen, sich dazu eine Meinung bilden und dann vor allem dazu bereit sind, diese Position öffentlich zu vertreten. Wenn man das so sagt, kann man überall mit Kopfnicken rechnen, gerade auch bei denen, die sich schon von ihrem Beruf her zu diesen Bekennern rechnen: bei den Professoren eben, ja letztlich allen, die in Universitäten lehren oder auch lernen. In dieser Woche hätten sie die Gelegenheit gehabt zu beweisen, ob sie wirklich verstanden haben, welche Bedeutung Bekennermut und Meinungsfreiheit haben. Man muss es leider sagen: Die große Mehrheit hat dieses Examen nicht bestanden.
Es ist ein Skandal, was an der Uni Hamburg geschehen ist
Es ist ein Skandal, was in den letzten Tagen an der Universität Hamburg geschehen ist. Da ist einmal ein von Linksextremen aufgehetzter Mob, der die Vorlesung von Bernd Lucke gesprengt hat. Was aber noch viel schlimmer ist: Sowohl von der Universitätsleitung wie vom zuständigen Ministerium war nichts wesentliches zu hören. Stattdessen verschwurbelte Erklärungen, die sich vor allem durch die eine Tendenz auszeichnen: Möglichst viel Distanz zu Lucke zeigen.
Es gibt aber auch ermutigende Zeichen: Da ist einmal Lucke selbst, gewiss kein Heiliger, aber eine integere Persönlichkeit. Er hat immer offen zu politischen Fehlern gestanden, war immer zur Diskussion bereit. Man muss seine politischen Überzeugungen nicht mögen. Aber in Fragen von Recht und Gesetz geht es nicht um Geschmacksvorlieben. Bernd Lucke ist in den letzten Tagen Unrecht geschehen. Wenn er jetzt ausharrt und den Protesten Stand hält, hat er unsere Unterstützung verdient. Denn er macht das auch für uns.
Wissenschaftsfreiheit ist gefährdet, wie mehrere Fälle zeigen
Wie gefährdet die Wissenschaftsfreiheit ist, haben in den letzten Monaten immer wieder Fälle gezeigt. In Berlin etwa, wo ebenfalls linksextreme Studenten gegen die Professoren Herfried Münkler und Jörg Baberowski gehetzt haben. Auch im linksliberalen Establishment sollte man sich sehr genau überlegen, wie man auf diese Beispiele reagiert. Hände in den Schoß legen, das wäre nicht nur unredlich, es wäre dumm. Es wäre traurig, wenn mancher in zehn Jahren denken müsste: „Erst haben sie die Vorlesungen von Lucke gestürmt. Aber der war ja ein böser Rechter. Also habe ich nichts gemacht, denn ich war ja kein Rechter. Doch irgendwann stürmten sie dann auch meine Soziologie-Vorlesung. Und dann war keine mehr da, der mir hätte helfen können.“
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe