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Chinesische Kommunisten schreiben die Bibel um

Jesus wirft den ersten Stein. Katholiken in China sind empört über ein neues Schulbuch. Darin wird die biblische Erzählung von der Ehebrecherin aus dem Johannesevangelium in ihr Gegenteil verkehrt.
Kirche in China
Foto: (kyodo) | Antichristliche Propaganda in China: In einem Lehrwerk für die Berufsfachschule werde behauptet, dass Jesus Christus eine Ehebrecherin zu Tode steinigte, berichtet UCAnews (Union of Catholic Asian News).

In China schreitet die „Sinisierung“ weiter voran. Vorläufiger Höhepunkt ist die Verfälschung eines Bibeltextes in einem Schulbuch über „Berufsethik“, das von der staatlichen „University of Electronic Science and Technology Press“ herausgegeben wurde, wie die Nachrichtenplattform UCAnews (Union of Catholic Asian News) berichtet.

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In dem Lehrwerk für die Berufsfachschule werde behauptet, dass Jesus Christus eine Ehebrecherin zu Tode steinigte. Dabei berufe sich der Text auf die biblische Erzählung im Johannesevangelium, in der Jesus einer Frau, die Ehebruch begangen hatte, ihre Sünden vergibt. Das Ende der Geschichte sei indes völlig verändert worden. Im Originaltext der Perikope wie auch in der chinesischen Fassung sagt Jesus zu der Menschenmenge, die die Frau steinigen wollte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“. Daraufhin ging einer nach dem anderen fort. Im Anschluss verdreht die chinesische Lesart die Erzählung jedoch so, dass dem Herrn eine entgegengesetzte Aussage in den Mund gelegt wird. Als die vielen Menschen nämlich fortgegangen waren, steinigte Jesus die Sünderin und sagte: „Auch ich bin ein Sünder, aber wenn das Gesetz nur von makellosen Menschen umgesetzt werden könnte, dann wäre das Gesetz tot“.

Hass auf die Kirche

Ein Katholik, der das Lehrbuch auf den sozialen Medien hochgeladen hatte, sagte, dass die Entstellung eine „Beleidigung für die katholische Kirche“ sei: „Jeder soll wissen, dass die chinesische kommunistische Partei schon immer versucht hat, die Geschichte der Kirche falsch darzustellen, unsere Kirche zu verleumden und Menschen zum Hass auf unsere Kirche anzustacheln“, schrieb er in seinem Post.

Manche Katholiken in China meinen, so schreibt UCAnews, dass die Autoren des Buches mit der Textverfälschung belegen möchten, dass die Gesetze in China an erster Stelle stünden und die Achtung der staatlichen Gesetze unerlässlich für einen reibungslosen Übergang zu einem Sozialismus mit chinesischen Kennzeichen sei. 

Verdrehung

Ein katholischer Priester bestätigte gegenüber der Nachrichtenseite, dass eine Verdrehung des Originaltextes schon an sich „gegen Moral und Gesetz ist“. Und er fragte: „Wie können wir mit diesem Buch noch Berufsethik unterrichten?“ Ein chinesischer Katholik namens Paul zeigte sich ohne Illusionen, als er sagte: „Das gleiche Muster wiederholt sich jedes Jahr, doch die Kirche hat sich noch nie dagegen gewehrt oder die Wertschätzung bekommen, die sie verdient“. DT/ks

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