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Kinder für Alle

Frankreich öffnet die Laborzeugung für Alleinstehende und Lesben.
Schwangerschaft als Politikum
Foto: Caroline Seidel (dpa) | Das französische Parlament hat ein Gesetz beschlossen, dass die künstliche Befruchtung auch für Alleinstehende und lesbische Paare öffnet.

In Frankreich erhalten künftig alle Frauen, die jünger als 43 Jahre alt sind, Zugang zu künstlichen Befruchtungen. Das entschied am Dienstagnachmittag das Oberhaus des französischen Parlaments. 153 Senatoren stimmten überraschend im Grundsatz für eine Gesetzesvorlage, die auch Alleinstehenden und lesbischen Frauen die Möglichkeit eröffnen soll, Kinder zu bekommen. 143 Senatoren stimmten dagegen. Bis dato standen künstliche Befruchtungen in Frankreich nur heterosexuellen Paaren offen. Außerdem musste wenigstens einer der Partner den medizinischen Nachweis der Unfruchtbarkeit erbringen. 

Wahlkampversprechen eingelöst

Mit dem nun beschlossenen Gesetz löst Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen ein. Seine Regierung hatte die Gesetzesvorlage im Juli des vergangenen Jahres in das Parlament eingebracht und mit der wachsenden Pluralität von Familienmodellen gerechtfertigt, der sich die Gesetzgebung anpassen müsse. Im Oktober hatte die Gesetzesvorlage die Generalversammlung passiert.

Ungeklärte Kostenübernahme

Offen ist noch, ob und in welchem Umfang die Krankenkassen die Kosten übernehmen werden. Die ursprüngliche Gesetzesvorlage der Regierung Macrons hätte allen Frauen einen gesetzlichen Anspruch auf die Durchführung von bis zu sechs Befruchtungsversuchen eingeräumt. Der Senat will nun, dass die Kassen die Kosten nur in Fällen übernehmen, in denen Ärzte zuvor eine medizinische Unfruchtbarkeit diagnostizieren. Die Generalversammlung kann den Senat in einem Verfahren, das dem des deutschen Vermittlungsausschusses ähnelt, jedoch noch überstimmen.

Lesen Sie auch:

Frankreich ist nun das einwohnerreichste Land in der Europäischen Union, das künstliche Befruchtungen prinzipiell allen Frauen zugänglich macht. Bisher war dies „nur“ in Spanien sowie in den Benelux-Staaten – Belgien, den Niederlanden und Luxemburg – und den Skandinavischen Ländern mit Ausnahme von Norwegen der Fall.

DT

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Stefan Rehder Emmanuel Macron Europäische Union

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