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Afrika: Ernährungskrise immer dramatischer

Hilfswerke mahnen zu schnellem Handeln: In immer mehr afrikanischen Ländern leidet die Bevölkerung Hunger. Die Gründe sind vielfältig.
Hungerkrise in Somalia
Foto: Eva-Maria Krafczyk (dpa) | Ein Arzt misst den Armumfang eines somalischen Babys in einer Klinik in Baidoa. Die rote Markierung bedeutet: Das Kind ist schwer unterernährt und braucht dringend Spezialnahrung.

Die Ernährungssituation ist in Teilen Afrikas sehr angespannt - zum Teil sogar dramatisch. Besonders betroffen ist Ostafrika, wo die Klimaveränderung für die Menschen immer drastischere Ausmaße annimmt. Seit Jahren gibt es kaum Regen. Die Böden sind viel zu trocken, um Getreide oder Gemüse anzubauen. Für die kleinbäuerlichen Familien bedeutet das: Keine Ernte und nicht genügend zu essen. „Zuerst raubt die längste bislang registrierte Dürre den Menschen alle Lebensgrundlagen und lässt ihr Vieh verenden. Danach zerstört Starkregen die Felder und lässt verbliebene Tiere sterben. Die Viehhalter und Bauern verlieren alles“, erläuterte Steffen Feldmann, Vorstandsmitglied für Internationales im Deutschen Caritasverband.

Mehr als 43 Millionen Menschen brauchen schnelle Hilfe

In Ostafrika benötigen mehr als 43 Millionen Menschen schnelle Hilfe. Laut den Vereinten Nationen sind fast zwei Millionen Kinder vom Hungertod bedroht. „Das sind dramatische Zahlen, die deutlich machen, dass wir schnell handeln müssen“, sagte Feldmann. Die Zunahme des Hungers stehe leider nur selten im Fokus der Öffentlichkeit. Mit ihrer diesjährigen Sommeraktion „Die größte Katastrophe ist das Vergessen“ wollen die kirchlichen Hilfswerke Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe daher den Blick auf die Ernährungskrise in Afrika lenken.

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Zu größeren Anstrengungen und mehr Aufmerksamkeit für die akuten Ernährungskrisen in mehreren Ländern Afrikas hat auch das Bischöfliche Hilfswerk Misereor aufgerufen.  „Aus vielen Ländern des Sahel, Angola, aus Uganda, Mosambik, Madagaskar und der Demokratischen Republik Kongo erhalten wir alarmierende Appelle unserer Partnerorganisationen. Sie berichten von hungernden Menschen, von Lebensmittelknappheit und eskalierenden Konflikten um Land und Wasservorräte. Diese humanitäre Katastrophe gehört in den Fokus der Weltöffentlichkeit", erklärte Misereor-Geschäftsführer Bernd Bornhorst. Besonders dramatisch ist neben Mali, Sudan oder Kenia derzeit die Lage im von islamistischen Terroristen bedrohten Nordosten Nigerias. Rund sechs Millionen Menschen bräuchten humanitäre Hilfe, teilte der zuständige Koordinator das UN-Nothilfebüros Ocha, Matthias Schmale, in Genf mit.   

Dürren und Überschwemmungen Normalität

„Extreme Dürren und Überschwemmungen scheinen in Ostafrika leider zur Normalität zu werden, wenn man die letzten Jahre betrachtet“, sagte Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. Eine große Hungersnot konnte zwar im vergangenen Jahr noch verhindert werden, doch die diesjährigen Sturzfluten in Somalia, die erst durch die jahrelange Dürre begünstigt wurden, setzen Hunderttausenden Menschen erneut zu. „Deshalb braucht es mehr Aufmerksamkeit und frühzeitige finanzielle Zusagen für eine umfassende Hilfe. Das Schicksal der Hungernden darf nicht erst in letzter Minute bei Geberkonferenzen entschieden werden, die immer seltener die notwendigen finanziellen Mittel aufbringen.“ Bei einer Geberkonferenz im Mai kamen statt der veranschlagten sieben Milliarden Euro nur rund 2,4 Milliarden Euro zusammen.

Verantwortlich für die Ernährungskrise sind vor allem kombinierte Effekte von bewaffneten Konflikten, Klimafolgen oder hohen Nahrungsmittelpreisen. Getreidelieferungen werden immer teurer oder entfallen ganz. Manche Länder haben bis vor Kurzem ihren gesamten Weizen aus der Ukraine bezogen. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat auch in Ländern, fern vom Kriegsgeschehen in Europa, fatale Folgen.  DT/chp

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