Peter Westmore, langjähriger Vorsitzender der katholischen Lobbygruppe, „National Civic Council“, hat Zweifel an der Schuld des australischen Kardinals George Pell geäußert. Er sei „schockiert“ gewesen, als er davon erfahren habe, dass Pell verurteilt worden sei. Westmore habe die Aussagen von etwa 25 Zeugen gehört, die in der Kathedrale zugegen gewesen seien, als Pell zwei Jungen sexuell missbraucht haben soll. „Keiner der 25 anderen bestätigte die Vorwürfe des Kläger in irgendeiner Hinsicht“, so Westmore.
Auch die Kirche hat durch Vertuschung zur öffentlichen Stimmung beigetragen
Der Kardinal soll 1996 zwei Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne, wo er Erzbischof war, nach einem Gottesdienst in der Sakristei zum Oralsex gezwungen haben.
Westmore, der Pell laut eigener Aussage seit mehr als 20 Jahren kennt, betonte, dass „der Brunnen der öffentlichen Meinung von der Kampagne gegen Kardinal Pell gründlich vergiftet worden ist“. Gleichzeitig habe aber auch die Kirche selbst zu dieser Stimmung beigetragen, da viele Missbrauchsfälle jahrelang vertuscht worden seien. „Das hat zu einem Umfeld beigetragen, in dem George Pell eigentlich nur symbolisch der Prozess gemacht wurde. Es war die katholische Kirche, die vor Gericht stand.“
Einige Katholiken "bis ins Mark erschüttert"
Was die Meinung von Katholiken über Pell angehe, so erklärte Westmore, dass es nun sicher einige gebe, die „bis ins Mark erschüttert“ sein werden. Es gebe aber auch andere, die Kardinal Pell seit längerem kennen und die Anschuldigen daher für „undenkbar“ halten. Denn Pell sei ja derjenige gewesen, der die ersten Aufarbeitungsprozesse von Missbrauch in der australischen katholischen Kirche in die Wege geleitet habe.
DT/mlu
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