Linken-Politiker Gregor Gysi findet Papst Franziskus „geradezu fantastisch“. Er stelle Menschheitsfragen und setzte sich wie das ursprüngliche Christentum für Gerechtigkeit ein. Das sagte Gysi am Freitag im Interview des Kölner domradio. Innerkirchlich stoße der Papst aber nicht bei allen auf Zustimmung, so der Rechtsanwalt. Gysi habe in einem Streitgespräch heftige Angriffe eines Klostervorstehers gegen Franziskus abwehren müssen. „Das ist meine neue Aufgabe geworden: Den Papst verteidigen“, so Gysi. In einer Krise der katholischen Kirche hätten die Kardinäle in Franziskus den richtigen Papst gesehen, sagte der 69-jährige Politiker. „Nun haben sie ihn gewählt und sind teils trotzdem nicht zufrieden damit und stellen ihm ein Bein.“
Für Gysi sind die Kirchen in der Lage, allgemeine Moralvorstellungen in der Gesellschaft zu verankern. „Wenn es sie nicht gäbe, würde das niemand tun.“ Zwar habe es vor Jahrzehnten auch die Linke geschafft, Moralvorgaben zu machen. Aber nach dem Scheitern des Staatssozialismus könne sie das nicht mehr allgemeinverbindlich tun, so der langjährige Fraktionsvorsitzende. „Deshalb wären wir jetzt ohne die Kirchen eine moralfreie Gesellschaft.“ Allerdings sieht Gysi auch einen schwindenden Einfluss der Kirchen. Vor Jahrzehnten hätten sie noch Dinge verhindern können, was ihnen jetzt nicht mehr gelinge, sagte der Politiker und verwies etwa auf die Themen Abtreibungen, „Ehe für alle“, künstliche Befruchtung oder Sterbehilfe.
DT/KNA
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