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Väter wollen familienfreundliche Arbeitsplätze

Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft? Eine neue Studie zeigt Verbesserungsbedarf.
Vater mit Kind
Foto: IMAGO/Anastasiya Amraeva (www.imago-images.de) | Vorreiter bei der Väterfreundlichkeit sind 27 Prozent der Unternehmen. Sie bieten familienbewusste Maßnahmen an, verfügen überwiegend über eine väterfreundliche Kultur und Kommunikation und die meisten Väter nehmen ...

Auch für Väter ist ein familienfreundlicher Arbeitsplatz sehr wichtig. Mit einer väterfreundlichen Unternehmens- und Personalpolitik können sich Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels positiv von ihren Wettbewerbern abheben. Das hat eine neue Prognos-Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ergeben, die am Montag veröffentlicht wurde.

Aktive Vaterschaft liege im Trend der heutigen Vätergeneration, heißt es in der Studie. Immer mehr Elternpaare wollten eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben. Darunter werde die annäherungsweise gleichmäßige Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit verstanden. Projektleiter David Juncke hebt hervor: „Potenziale für mehr Väterfreundlichkeit bestehen vor allem in der Unternehmenskultur. Den Führungskräften kommt dabei eine besondere Rolle zu.“

Jedes vierte Unternehmen bietet familienbewusste Maßnahmen an

Vorreiter bei der Väterfreundlichkeit sind 27 Prozent der Unternehmen. Sie bieten familienbewusste Maßnahmen an, verfügen überwiegend über eine väterfreundliche Kultur und Kommunikation und die meisten Väter nehmen Elternzeit. Bei einem breiten Mittelfeld von einem guten Drittel sieht die Studie unterschiedliche Herausforderungen und Potenziale. Dagegen haben 15 Prozent der Unternehmen in Deutschland als „Nachzügler“ deutlichen Nachholbedarf.

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Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat jeder zweite Vater den Arbeitgeber schon einmal gewechselt oder denkt darüber nach. In absoluten Zahlen sind dies rund 450.000 Väter, die bereits gewechselt haben, und mehr als 1,7 Millionen Väter, die häufig oder zumindest manchmal über einen Wechsel nachdenken.

Besonders ausgeprägt ist die Wechselbereitschaft bei jüngeren Vätern. Während nur 19 Prozent der Väter ab 50 Jahren über einen Wechsel nachdenken, tut dies mehr als jeder zweite Vater unter 35 Jahren (54 Prozent). Die Wechselbereitschaft steigt mit der Zahl der Kinder.

Selbsteinschätzung der Unternehmen stimmt nicht mit Vätersicht überein

Was die Väterfreundlichkeit angeht, weicht die Selbsteinschätzung der Unternehmen deutlich von der Sicht der betroffenen Väter ab. So bewerten sich 63 Prozent der Unternehmen als „sehr väterfreundlich“ und weitere 31 Prozent als „teilweise väterfreundlich“, dagegen stuften 39 Prozent der Väter ihre Unternehmen als „sehr väterfreundlich“ und 45 Prozent als „teilweise väterfreundlich“ ein.

Die Studie hat auch untersucht, ob die verschiedenen personalpolitischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie einen langfristigen Einfluss auf die Väterfreundlichkeit haben. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die betriebliche Unterstützung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Zeitverlauf in vielen Unternehmen als nachhaltig erwiesen hat. So sind 19 Prozent der Unternehmen und zwölf Prozent der Väter der Auffassung, dass sich die Väterfreundlichkeit langfristig verbessert hat. Auch die Akzeptanz für Väter, die Personalmaßnahmen wie Homeoffice und mobiles Arbeiten nutzen, ist gestiegen.

Die Kommunikation über die Bedürfnisse von Vätern ist aber aus Sicht der Väter verbesserungsfähig. So stellt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Personalgesprächen mit Vätern kein festes Thema dar, und bei konkreten Terminabsprachen erleben Väter wenig Rücksicht auf familiäre Verpflichtungen.

Nachholbedarf sehen Väter auch bei der Vorbildfunktion der Führungskräfte. Nur knapp die Hälfte der Väter denkt, dass sich ihre Führungskräfte glaubhaft für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf engagieren, während die Unternehmen hier 83 Prozent angeben. Laut der Studie haben Führungskräfte aber eine „Schlüsselfunktion, da sie die Kultur prägen, als Vorbilder fungieren und ganz konkret über Vereinbarkeitsbedingungen von Vätern entscheiden können“.  DT/chu

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Meldung Vaterschaft Vereinbarkeit von Familie und Beruf

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