Vorige Woche hat das Aktionsbündnis „Demo für Alle“ eine an Münchner Schulen gerichtete interne Orientierungshilfe mit dem Titel „Trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Schüler*innen an den Münchner Schulen“ veröffentlicht. „Schüler in München müssen befürchten, massiver Trans-Propaganda ausgesetzt zu werden“, schrieb das Aktionsbündnis auf seiner Internetseite, der „Skandal-Leitfaden“ wolle den Schulalltag „nach den Vorgaben der Trans-Lobby“ umkrempeln. Insbesondere wirft die „Demo für Alle“ den Verfassern des Papiers vor, gegen das Neutralitätsgebot des Beutelsbacher Konsenses zu verstoßen. Die „Tagespost“ hatte berichtet.
Das Referat für Bildung und Sport der Stadt München hat nun gegenüber der „Tagespost“ auf die Vorwürfe reagiert und einen Verstoß gegen den Beutelsbacher Konsens zurückgewiesen: „Der Leitfaden vermittelt keine politischen Positionen“, heißt es aus der Pressestelle des Referats, das von dem Grünen-Politiker Florian Kraus geleitet wird. „Es ist ein Instrument, um Bildungsgerechtigkeit herzustellen. Trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Jugendliche werden in ihrem Alltag, und so auch in der Schule, oft mit Strukturen konfrontiert, in denen sie und ihre Bedarfe nicht mitgedacht sind oder in denen sie aktiv ausgeschlossen werden.“
„Nicht üblich, Eltern zu informieren"
Das Referat für Bildung und Sport bestätigte, dass das Papier den Lehrkräften städtischer Münchner Schulen im Februar 2024 als Orientierungshilfe zur Verfügung gestellt wurde. Der Leitfaden sei auf Grundlage der „jeweils gültigen Rechtsvorschriften“ verfasst worden.
Eine Elterninformation zu dem Leitfaden hat es laut Angaben des Referats für Bildung und Sport nicht gegeben, denn: „Es ist nicht üblich, Eltern zu informieren, wenn Orientierungshilfen für Lehrkräfte an die Schulen gehen.“
Zum Umgang mit Eltern von intergeschlechtlichen Schülern oder solchen, die sich als trans oder nicht-binär outen, enthält der Leitfaden keine Informationen. Für den Fall eines Coming-Outs heißt es in dem Papier: „Achten Sie die Privatsphäre und das jeweilige Tempo der Schüler*innen und geben Sie keine Informationen ohne Zustimmung weiter.“ Etwaige Schritte sollten zunächst „mit den Kindern/Jugendlichen/jungen Erwachsenen selbst“ besprochen werden. Die „Demo für alle“ deutet dies so, dass auch den Eltern keine Informationen über das Outing ihres Kindes gegeben werden sollen.
Der Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter (SPD), selbst hat auf die Anfrage der „Tagespost“ nach einer Stellungnahme zu den Vorwürfen der „Demo für alle“ nicht reagiert. DT/fha
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