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Spielsucht bei Jugendlichen: Wie sieht gelungene Prävention aus?

Eine ganzheitliche Medienerziehung in der Familie ist die beste Prophylaxe für Spielsucht bei Heranwachsenden.
Gamer
Foto: Lino Mirgeler (dpa) | Computerspielsucht ist weit verbreitet. Prävention und Aufklärung ist bereits im frühen Alter nötig und möglich.

Beinahe jeder vierte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zeigte bereits 2019 laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung einen alarmierend hohen Medienkonsum. Eine besondere Form einer medienbezogenen Störung ist die Computerspielsucht. Mit der Covid-Pandemie ist die Spielsucht bei Zehn- bis Siebzehnjährigen um mehr als die Hälfte angestiegen: Beinahe jeder zwanzigste ist in diesem Alter abhängig von Computerspielen.

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In der nächsten Ausgabe der „Tagespost“ schreibt die Gastautorin Sonja Brocksieper über Ursachen der „Gaming Disorder“ und Möglichkeiten der Prävention. Die Diplom-Pädagogin leitet den Fachbereich Familie und Erziehung der christlichen Team.F Akademie. 

Brocksieper erklärt in ihrem Beitrag, dass die Sucht auf den Botenstoff Dopamin zurückzuführen ist, der für gute Gefühle sorgt und damit ein Belohnungssystem in Gang setzt. „Jeder Erfolg beim Spielen oder jeder Like auf Instagram lässt die Stimmung steigen und führt dazu, dass die Nutzer dieses euphorische Gefühl wieder erleben möchte.“ Diese biochemischen Prozesse im Gehirn seien vergleichbar mit einem Drogenrausch, was von Computerspiel-Herstellern gezielt genutzt werde, um ihre Spiele attraktiv zu machen.

Fachstellen empfohlen

Die Pädagogin ermutigt Eltern dazu, sich externe Hilfe zu suchen, wenn der Kampf um die jugendlichen Medienzeiten den gesamten Alltag beeinträchtigt und die familiären Beziehungen belastet. Sie empfiehlt die Fachstellen www.return-mediensucht.de oder www.fv-medienabhaengigkeit.de
Brocksieper weist auf die WHO-Kriterien für eine Computerspielsucht hin: Entgleitende Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des Spielens, wachsende Priorität des Spielens vor anderen Aktivitäten und Weitermachen auch bei negativen Konsequenzen.

Eltern können nach Erfahrung der Diplom-Pädagogin durch eine ganzheitliche Medienerziehung aber bereits vom Kleinkindalter an eine wirksame Suchtprävention betreiben. Diese gehe über Verbote und Regeln hinaus und gründe auf einem guten Vorbild in Bezug auf den eigenen Medienkonsum sowie eine starke und liebevolle elterliche Haltung. Eine stabile Eltern-Kind-Beziehung sei dabei die Grundlage: „Nur wenn ich als Vater und Mutter einen vertrauensvollen Umgang mit meinem Kind pflege, ist es möglich, sinnvolle Medienregeln in den Alltag zu besprechen, ohne dass die Smartphone-Nutzung zum täglichen Machtkampf wird. Und je sicherer ein Kind an seine Eltern gebunden ist, desto besser kann sich ein starkes Selbstwertgefühl entwickeln – das ist der beste Schutz vor jeder Form von Suchtverhalten“, so Brocksieper. Zum Abschluss ihres Beitrags liefert die dreifache Mutter praktische Tipps zur Medienerziehung. DT/fha

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen Bericht von Gastautorin Sonja Brocksieper über die Ursachen der „Gaming Disorder“ und Möglichkeiten der Prävention..

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