Film & Kino

Das Sucht-Potenzial von Virtual-Reality-Spielen

Der Fernsehfilm „Play“ verdeutlicht das Suchtpotential einer virtuellen Welt, die zunächst Selbstbewusstsein vermittelt.
Fördersumme für NRW-Games-Branche verdoppelt
Foto: Christophe Gateau (dpa) | Ein Besucher der Gamescom 2018 probiert ein Videospiel mit einer VR-Brille aus.

„Avalonia“ heißt das Virtual-Reality-Game, in das sich die 17-jährige Jennifer (Emma Bading) immer häufiger flüchtet. Denn in der realen Wirklichkeit kommt sie kaum zurecht. Nicht nur, dass sie sich für hässlich hält. Nach dem Umzug von Wuppertal nach München hat Jenny außerdem in der Schule keinen Anschluss gefunden. Kein Wunder, dass sie von einer Welt magisch angezogen wird, in der ihr Avatar gegen Monster und Drachen epische Kämpfe durchsteht.

Ein ganzes Wochenende nur in der virtuellen Welt

Bei den Eltern Frank (Oliver Masucci) und Ariane (Victoria Mayer) schrillen die Alarmglocken, als sie nach einem Wochenende nach Hause zurückkommen und feststellen, dass ihre Tochter die ganze Zeit über nichts anderes getan hat, als in der virtuellen Welt zu „leben“, um den höchsten Level im Spiel zu erreichen. Sie bestehen darauf, dass Jenny bei der Psychologin Dr. Nicole Gerber (Ulrike C. Tscharre) eine Therapie beginnt.

Drehbuchautor und Regisseur Philip Koch setzt in „Play“ die Therapiestunden dazu ein, Jennys widersprüchliche Gefühle zu verdeutlichen: Einerseits belügt sie nicht nur ihre Eltern, sondern benutzt auch ihren Mitschüler Pierre (Jonas Hämmerle), um wieder in die virtuelle Welt einzutauchen, nachdem ihre Eltern ihr „Avalonia“-Gerät konfisziert hatten. Andererseits weckt sie das Mitgefühl des Zuschauers, dem Jennys immer stärker werdende Sucht glaubwürdig vermittelt wird. Etwa durch die mit an die „Der Herr der Ringe“- Filme mahnender Musik unterlegten Animationssequenzen.

Spielsucht, die sich kaum von Drogensucht unterscheidet

„Play“ zeigt die Phasen einer Spielsucht, die sich kaum etwa von der Drogensucht unterscheidet – von anfänglichen beglückenden Augenblicken über Lügen und Täuschungen, um den Rausch wieder zu erleben, bis zum Realitätsverlust. Für dieses Verschmelzen der echten Jenny mit ihrem Avatar findet Koch ein starkes Bild, als sie ihr Abbild küsst. „Play“ weist auf das Suchtrisiko virtueller Online-Spiele hin. Dass sich auch Jennys Vater von der Faszination des Spiels überzeugen lässt, verdeutlicht, wie ein solches Spiel jemand in seinen Bann schlagen kann.

„Play“, Regie: Philip Koch. Mittwoch, 11. September, 20.15 Uhr, 90 Minuten, ARD

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José García

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