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Soziologe kritisiert Geschlechtsumwandlungen bei Kindern

Der US-Soziologe Mark Regnerus warnt in einem Vortrag zum Thema Geschlechtsidentität in der Wissenschaft vor Geschlechtsumwandlungen bei Kindern und jungen Erwachsenen.
Vortrag zum Thema Transgender
Foto: Kay Nietfeld (dpa) | Forscher gehen laut Regnerus davon aus, dass Gender-Dysphorie sozial übertragbar sei, wofür junge Menschen durch intensiven Konsum sozialer Medien besonders anfällig seien.

Der Soziologe Mark Regnerus, Professor an der amerikanischen Universität von Texas in Austin hat am Mittwoch einen Anstieg von Geschlechtsumwandlungen bei jungen Erwachsenen und Kindern verzeichnet und kritisch beleuchtet. Eine Geschlechtsumwandlung in so einem jungen Alter, bei dem teils vorpubertäre Kinder chemisch oder operativ sterilisiert würden, sei unethisch. 

„In den letzten Jahren seien die Zahlen von Jugendlichen ab 15, die eine Geschlechtsumwandlung durch Hormone des anderen Geschlechts oder durch Operationen wie Mastektomien (Brustamputation), Hysterektomien (Uterusentfernung) oder Vagino- oder Phalloplastien durchführten, sprunghaft angestiegen. Das gelte nicht nur für die USA, sondern auch für Europa, wie einer der Initiatioren des Vortrags, Johannes Unosson, bei der Einführung an Statistiken aus Schweden oder Österreich zeigte.

Druck von LGBTQ-Aktivisten auf medizinische Szene

„Es gibt Druck von LGBTQ-Aktivisten in der medizinischen Szene, junge Menschen mit Gender-Dysphorie in ihrer Wahrnehmung zu bestätigen, und den Weg zur Geschlechtsumwandlung so leicht wie möglich zu machen“, so der Soziologe. Auch Eltern würden unter massiv unter Druck gesetzt. „Ein typischer Spruch ist: ‚Hätten Sie lieber einen lebenden Sohn oder eine tote Tochter‘?“ Auf diese Weise werde Angst vor dem Suizid des Kindes geschürt.

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Dabei sei der Mehrwert operativer oder hormoneller Mittel zur Geschlechtsumwandlung für die spätere psychische Gesundheit nicht nachgewiesen. Eine Studie habe gezeigt, dass durchschnittlich 49 Patienten einen operative Geschlechtsangleichung machen müssten, bis ein Patient später weniger psychische Unterstützung in Anspruch nehmen würde. „Solch eine niedrige Erfolgserwartung bei einem vergleichsweise sehr hohen Risiko nehmen Mediziner in anderen Fällen nicht in Kauf“, erklärte Regnerus. Jede Art von operativen Eingriffen sei mit Risiken verbunden.

 

Abgesehen von medizinischen Risiken gebe es auch ethische Bedenken und psychische Risiken, gerade bei der Behandlung von jungen Patienten. Keira Bell identifizierte sich als Teenager als männlich und nahm Testosteron. Mit zwanzig Jahren gab sie ihr Einverständnis zur Brustamputation. Im Nachhinein bereute sie die Entscheidung, verklagte ihre Geschlechtsklinik und erklärte: „Ich wurde wie ein Experiment behandelt.“ 

Lebenslange Abhängigkeit von medizinischer Versorgung

Regnerus wies darauf hin, dass die Sterilisierung von Minderjährigen ein Verstoß gegen die Menschenrechte sei, auch wenn die Minderjährigen ihr Einverständnis gegeben haben. „Heranwachsende wissen noch nicht, was es heißt, ein Mann oder eine Frau zu sein. Zu behaupten, sie könnten sich dafür oder dagegen entscheiden, ist falsch“, betonte der bekennende Katholik Regnerus. Eine Geschlechtsumwandlung in jungem Alter bedeute, ausgewachsene Geschlechtlichkeit nicht kennenzulernen und in den meisten Fällen eine lebenslange Abhängigkeit von medizinischer Versorgung.

Der amerikanische Soziologe Mark Regnerus
Foto: privat | „Heranwachsende wissen noch nicht, was es heißt, ein Mann oder eine Frau zu sein. Zu behaupten, sie könnten sich dafür oder dagegen entscheiden, ist falsch“, betonte der bekennende Katholik Regnerus.

Gender-Dysphorie, also die Wahrnehmung, im falschen Körper zu stecken, sei laut Regnerus meist begleitet von Depressionen oder Angststörungen: „Trans-Befürworter argumentieren, dass dieses psychische Leid eine Folge von Stigmatisierung von Trans-Personen ist.“ Nach dem „Dutch-Protocol“, das die Behandlung von Gender-Dysphorie früher regelte, war von dem Behandelnden immer auszuschließen, dass eine Depression oder Angststörung neben der Gender-Dysphorie existierten, weil der Verdacht bestand, dass die Dysphorie eine Folgeerscheinung einer primären psychischen Krankheit sein könnte.

Der exponentielle Anstieg von Menschen mit Gender-Dysphorie begründeten Aktivisten damit, dass die Stigmatisierung abnehme. Doch andere Forscher gehen laut Regnerus davon aus, dass Gender-Dysphorie sozial übertragbar sei, wofür junge Menschen durch intensiven Konsum sozialer Medien besonders anfällig seien.

Streitpunkt einer zunehmend polarisierten Gesellschaft

Studien hätten, so der amerikanische Soziologe, gezeigt, dass eine positive oder negative Meinung von Geschlechtsumwandlungen mit der Haltung zur Legitimität von Abtreibung korrelieren. In den USA werde das Thema der Geschlechtsumwandlungen laut Regnerus zum Streitpunkt unter einer zunehmend polarisierten Gesellschaft. 

„Gender-Identität, der Ausdruck von Gender ist eine ganz andere Kategorie als das biologische Geschlecht“, erklärte Regnerus. Weil die Kategorien nicht klar abgegrenzt würden, beriefen sich Aktivisten auf Menschenrechte, die eine Diskriminierung aufgrund von biologischem Geschlecht untersagen. 

Den Vortrag organisierte die österreichische Evangelische Allianz Wien in Zusammenarbeit mit der Plattform Christdemokratie.  DT/sdu

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