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Immer weniger Deutsche halten ihr Land für kinderfreundlich

Nur 48 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist, findet eine Umfrage heraus – acht Prozent weniger als vor vier Jahren.
Umgang mit Kindern in Deutschland
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | Für eine kinderfreundlichere Gesellschaft wird vor allem mehr Aufmerksamkeit für die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten gefordert.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zum 50. Geburtstages des Deutschen Kinderhilfswerks: Nur 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Das seien laut dem Deutschen Kinderhilfswerk acht Prozentpunkte weniger als noch vor vier Jahren. Nur gut ein Drittel der Befragten sei der Meinung, Familien mit Kindern werden in Deutschland gut unterstützt.

Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten berücksichtigen

Weiter teilt das Hilfswerk mit, in den Augen von 92 Prozent der Befragten sei es sehr wichtig oder wichtig, dass die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der Corona-Pandemie, berücksichtigt werden. Nur 17 Prozent der Befragten sähen dies in Deutschland als tatsächlich erfüllt an. 

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Abgefragt wurden außerdem die Aspekte wie Schutz der Kinder vor Gewalt, Mitbestimmung von Kindern, ausreichende Spiel- und Freizeitmöglichkeiten und Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Alltag. Die Umfrage ergab, dass alle abgefragten Aspekte von der großen Mehrheit der Befragten als für ein kinderfreundliches Land wichtig erachtet werden. Weniger als die Hälfte der Befragten sehe hingegen die Aspekte in Deutschland als gut erfüllt an.
 
„Die Zweifel an der Kinderfreundlichkeit der deutschen Gesellschaft beruhen darauf, dass alle Bereiche, die für eine kinderfreundliche Gesellschaft als wichtig erachtet werden, als defizitär eingeschätzt werden. Für eine kinderfreundlichere Gesellschaft wird vor allem mehr Aufmerksamkeit für die Interessen von Kindern auch in Krisenzeiten gefordert. Die Meinungen, was ein kinderfreundliches Deutschland ausmachen sollte und inwieweit das in der Gesellschaft erfüllt wird, gehen hier am stärksten auseinander“, erklärt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Hilfswerks, die Umfrageergebnisse. „Zudem werden bei der Bekämpfung der Kinderarmut und beim Schutz der Kinder vor Gewalt die größten Defizite konstatiert.“ Hier sieht Krüger die neue Bundesregierung gemeinsam mit Ländern und Kommunen in der Pflicht.

Respektvoller Umgang mit Kindern "nur unzureichend vorhanden"

Daneben sei aber auch die soziale Gemeinschaft gefragt, durch einen respektvollen Umgang mit Kindern im Alltag die Kinderfreundlichkeit zu erhöhen. „Dieser Respekt ist in unserer Gesellschaft leider an vielen Stellen nur unzureichend vorhanden. Wir brauchen aber die gesamte Gesellschaft, damit Deutschland ein kinderfreundliches Land wird. Das Übergehen der Kinderinteressen, die Schließung von Spielstraßen, die Verwahrlosung oder der Rückbau von Kinderspielplätzen, Klagen gegen Kinderlärm oder Restaurants und Hotels, in denen Kinder keinen Zutritt haben, sind Anzeichen einer kinderentwöhnten und an manchen Stellen sogar kinderfeindlichen Gesellschaft", so Krüger.  DT/fha

Weitere Ergebnisse der Umfrage und Grafiken stehen hier zur Einsicht bereit

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Meldung Thomas Krüger

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